Bevor die Elbe deutschen Boden erreicht, hat sie als tschechische Labe von ihrem Ursprung im Riesengebirge nahe der tschechisch-polnischen Grenze aus schon einige Kilometer auf dem Buckel. Durch die beträchtlichen Wassermassen der Moldau erstarkt, suchte sich der Fluss geschickterweise ein Schlupfloch durch die massiven Gesteinsmassen von Erzgebirge und Lausitzer Granitmassiv. Der erheblich weichere Elbsandstein war vergleichsweise leicht formbar für das stetige Wirken des Fluss- und Regenwassers. So entstand über Jahrmillionen diese wunderbare, zerklüftete Felsenlandschaft, die der Elbe rund um den Grenzübertritt einen so atemberaubend schönen Rahmen verleiht.
Der Wandel vom fließfreudigen Oberlauf zum gemütlichen und trägen Flachlandfluss geht hinter Meißen alsbald vonstatten. In weiten Mäandern windet sich die Elbe durch die Wiesen und blieb dabei erstaunlich unberührt.
Wohl wahr, dass es erstaunen mag, wenn einem so großen Strom erlaubt ist, frisch-fröhlich unverbaut die Landschaft zu durchkreuzen. Nicht dass der Mensch in diesem Falle so vorausschauend dachte und handelte – nein, er war sich nur nicht einig. Die für den Menschen so einschränkende Grenze zwischen Ost und West bedeutete für den damaligen Grenzfluss freies Fließen – alles eine Frage der Perspektive, wäre damit wieder einmal bewiesen.
An ihrem Unterlauf verändert sich der Charakter der Elbe maßgeblich, ist sie doch plötzlich dem Einfluss des Meeres ausgesetzt. Die Gezeiten bestimmen ab Hamburg das Bild des Stromes. Breit wird hier die Elbe und große Schiffe, die den Hamburger Hafen ansteuern, bevölkern die weite Wasserfläche. Salzige Nordseeluft weht über flaches Marschenland und über den trichterförmigen Mündungsbereich im friesischen Wattenmeer.
Aufgrund der doch beachtlichen Länge des Elberadweges von mehr als 800 Kilometern alleine auf deutschem Staatsgebiet haben wir die Route grob in zwei Touren unterteilt. | www.esterbauer.com
Ober- und Mittelelbe | Tour 1
Eine Mischung aus aufregendem Abenteuer, gemütlichem, erholsamem und naturverbundenem Radurlaub und einer höchst interessanten Kulturreise erwartet Sie auf der insgesamt 330 Kilometer langen Radtour von Bad Schandau nach Magdeburg. Natur, Sport und Kultur, was können Sie mehr von einem Urlaub ganz in Ihrer Nähe erwarten: die kulturhistorisch interessante Stadt Dresden, das landschaftlich reizvolle Elbsandsteingebirge, Porzellan aus Meißen, die Sächsische Weinstraße, die Lutherstadt Wittenberg, die weiten Elbauen und als abrundenden Abschluss die Stadt Magdeburg, um nur einiges aufzuzählen.
Startpunkt Ihrer Tour entlang der sächsischen Elbe ist Bad Schandau. Florieren konnte das Städtchen dank des Elbhandels mit Holz und Getreide und der Elbschifffahrt. Mit der Entdeckung der eisenhaltigen Quelle im Kirnitzschtal im 19. Jahrhundert begann der Aufstieg der Stadt zu einem beliebten Kur- und Erholungsort.
Bis Pirna führt der Weg durch das Elbsandsteingebirge mit seinen steinernen Zinnen, Türmen und Nadeln, die sich zu bizarren Felsgruppen formieren. Vorbei am Schloss Pillnitz, dem glanzvollen Chinoiserie Bau, der dem Zeitgeist des 18. Jahrhundert und dem Interesse für fernöstliche Kulturen entsprach, geleitet die Route den Radler nach Dresden. Eng ist der Name der Stadt mit Gottfried Semper, nach dem die weltbekannte Oper benannt wurde, dem Komponisten Richard Wagner und Carl Maria von Weber verbunden. Außerdem gibt es hier zahlreiche Museen und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, wie z. B. die Festung Dresden Kasematten, das Residenzschloss, den Zwinger, die Frauenkirche, die Katholische Hofkirche sowie den Botanischen Garten und den Zoo Dresden.
Einige Kilometer weiter, in Radebeul, kommen Karl-May-Fans auf ihre Kosten. Hier lebte, schrieb und starb der Schöpfer unvergesslicher literarischer Figuren wie Winnetou, Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi Efendi. Über sein Leben und Werk gibt die Ausstellung in der „Villa Shatterhand“ Auskunft.
Eifrige Schlossbesucher sollten auf jeden Fall den Ausflug nach Moritzburg wagen und Porzellanliebhaber können sich in der weltweit bekannten Porzellanmanufaktur in Meißen die Packtaschen füllen.
Achtung, Promillegrenze
Bereits in Pirna beginnt due Sächsische Weinstraße, hier sollten Weinliebhaber besser auf ihre Promillegrenze achten. Des Weiteren erwartet Sie auf der Strecke das hübsche Städtchen Torgau und natürlich die Lutherstadt Wittenberg, die untrennbar mit dem Namen Martin Luther verbunden ist. Der Theologe wandte sich gegen die mit dem Ablasshandel verbundene Missstände der katholischen Kirche Anfang des 16. Jahrhunderts. Gegen diese Missstände richten sich auch seine weltberühmten Thesen die er am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug.
Die Landschaft bleibt nun bis nach Magdeburg gleichförmig - gemächlich strömt die Elbe nach Norden, flach und eben bereitet sich die Elbaue beiderseits des Flusses aus. Besonders sehenswert ist neben der Idylle des Wörlitzer Parks mit seinen vielen Kanälen, Inseln und einzelnen Gärten die Stadt Dessau-Roßlau.
Mit der Ansiedlung des Bauhauses im Jahr 1925 erlangte die Stadt Bedeutung in der Welt. Die Entwürfe des Bauhauses vereinten Kunst und Technik und wirkten für die moderne Industriekultur bahnbrechend.
Zu guter Letzt erreichen Sie die "Ottostadt" Magdeburg, die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt mit Sehenswürdigkeiten wie dem Magdeburger Dom, dem Kunstmuseum "Kloster Unser Lieben Frauen", dem Wasserkreuz, dem Hundertwasserhaus "De grüne Zitadelle von Magdeburg" und einer Vielzahl von Museen, Kirchen und Parks.
Mittel- und Unterelbe | Tour 2
Dieser Teil des Elbenradweges führt Sie aus dem Herzen Deutschlands hin zum schönen Nordseestrand. Die rund 460 Kilometer lange Radroute zwischen der Ottostadt Magdeburg und dem Nordsee-Badestädtchen Cuxhaven beschert ihnen allem voran ein Naturerlebnis sondergleichen. Die Stille der Elbauen wird oft nur vom Zirpen der Grillen, dem Zwitschern der Vögel dem Knirschen des Schotters oder dem Surren Ihrer zwei Räder unterbrochen. Willkommene kulturelle Abwechslung dazu bieten dann so schmucke Städte wie Tangermünde oder Glückstadt und natürlich die Elbemetropole Hamburg mit ihrem Großstadtgetümmel. Und am Ende Ihrer Tour erwartet Sie dann in Cuxhaven eine frische, salzige Brise Nordseeluft.
Startpunkt der insgesamt nicht ganz 500 Kilometer langen Radreise ist die geschichtsträchtige „Ottostadt“ Magdeburg, die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalt. Trotz der nahezu vollständigen Zerstörung gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, ist die Stadt für den Kunstliebhaber und geschichtlich interessierten Besucher äußerst sehenswert. Doch Magdeburg ist nur eine in der Reihe von attraktiven Städten, die den Radweg säumen.
Tangermünde bezaubert seine Besucher mit seinem historischen Stadtbild. Neben erhaltenen Gebäuden der Backsteingotik säumen auch kunstvoll verzierte zweigeschoßige Fachwerkhäuser die Straßen der Hansestadt.
Ebenso durch das Jerichower Land, das als die Wiege des norddeutschen Backsteinbaus gilt, führt Sie die Tour. Das bekannte Kloster Jerichow wurde in romanischer Backsteinbauweise im 12. Jahrhundert erbaut und ist somit das älteste und wertvollste märkische Backsteingebäude.
Nahe des reizvollen Städtchens Havelberg wohnen Sie der Vereinigung der beiden Flüsse Havel und Elbe bei. Je weiter Sie nun nach Norden vordringen, um so mehr verändert sich die Landschaft. Die Elbdämme werden höher und schmucke Fachwerkstädte wie Hitzacker säumen die Ufer des Stromes. Nach Westen dehnt sich das beschauliche Wendland aus, die ersten und einzigen Hügel auf Ihrer Tour begegnen Ihnen auf dem Wegstück bis nach Hamburg.
Eindrucksvoll sind vor allem die stillen und erholsamen Elbauen, eine Wonne für jeden Naturliebhaber und Erholungssuchenden. Um so kontrastreicher ist dann der Übergang in die Hafenmetropole Hamburg. Ein Besuch der tagsüber gar nicht so „sündigen Meile“, der Reeperbahn, im 200 Jahre alten Stadtteil St. Pauli lohnt sich ebenso wie eine Erkundungsfahrt des Hafens mit einer der vielen Hafenbarkassen.
Der letzte Abschnitt Ihrer Radreise ist sehr stark geprägt von der nahen Nordsee. Weit breitet sich die Elbe nun vor Ihren Augen aus, eine frische Brise mit leichtem Salzgeschmack weht Ihnen um die Nase, wenn Sie nach dem Besuch des bezaubernden Städtchens Glückstadt mit der Fähre ein letztes Mal den großen Strom überqueren.
Anders ist der Charakter am linken Ufer des Flusses: eine Ausflugsroute führt Sie hier durch die Obstbaumreihen des Alten Landes, Höhepunkt ist das schmucke Städtchen Stade, dessen Altstadt von Fachwerkbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert geprägt wird.
Hinter oder vor dem Deich – an adretten, reetgedeckten Häuschen vorbei – erreichen Sie dann am Ende der Tour die Kur- und Nordseestadt Cuxhaven, in der die Kugelbake und das Hafenbollwerk „Alte Liebe“ aus dem Jahre 1732 die ankommenden, auslaufenden oder vorbeifahrenden Schiffe grüßen.
Für die Routenplanung
Elbe-Radweg 1, ISBN 978-3-85000-780-1, 14,90 Euro
Elbe-Radweg 2, ISBN 978-3-85000-792-4, 14,90 Euro
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