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  • AutorenbildMichaela Hocek

Hoteltest: Hotel Gasthof Hinteregger

Ein Hideaway inmitten einer Ortschaft lebendig werden zu lassen, ist in Matrei Katharina und ihrem Mann Bernd Hradecky gelungen. Die Modernisierung des Traditionshauses ging und geht mit regionalen Baumaterialien und einem ausgeprägten Instinkt für Design einher.


Es ist ein besonderes Gefühl in einem Zirbenzimmer eingecheckt zu werden. Während des gesamten Aufenthalts erfreut man sich in Folge am wohlduftenden Ambiente und der Illusion scheinbar in einem Wellnessbereich zu wohnen. Ein Eindruck, der imposanterweise auch durch die freistehende Badewanne, großzügige Glaselemente bei Dusche und Toilette sowie perfekt in den Raum integrierte Vollholzmöbel weiter angeheizt wird. Die Architektur ist im Hotel Hinteregger generell eine sehr gelungene Mischung aus facettenreicher Tradition mit wohldosiertem ländlichem Charme und urbaner Attitüde. Man merkt, dass die amtierende Hotelchefin Katharina Hradecky u. a. Station in London bei der Österreich-Werbung machte, bevor sie im Familienbetrieb das Zepter übernahm.


Die Restaurantstube ist mit modern-rustikalen Holzmöbeln und edlen Lampen und Accessoires ausgestattet. Kleinigkeiten wie besondere Gläser, formschönes Besteck sowie regional-deftige Speisen und ein Drink im gemütlichen Aufenthaltsbereich mit Kamin schaffen besondere Gemütlichkeit.

Spürbar ist auch, dass in allen Winkeln des Hauses viel Arbeit steckt oder wie Hradecky es lachend zusammenfasst: „Saison – Umbau – Saison – Umbau“. Schon demnächst wird ein hinzugekauftes Nachbarhaus mit vielen Gewölben aus dem 13. Jahrhundert adaptiert, natürlich unter Berücksichtigung aller behördlichen Auflagen und ganz im Sinne des Denkmalschutzes. Zurückgegriffen wird auf versierte Handwerker aus der Umgebung. Auch dazu gibt es eine ebenso sympathische wie pragmatische Begründung: „Wir profitieren von kurzen Bauzeiten, weil keiner hier eine schlechte Nachrede will.“


Kreativ waren die Inhaber hier übrigens seit jeher. So war Hradeckys Urgroßmutter, die aus Lienz stammte und hierher heiratete, bereits zukunftsorientiert unterwegs. Sie sorgte für Fließwasser im Haus, als dies noch nicht allgemein üblich war, später gab es auch ein Kino im zweiten Stock und die eigene Landwirtschaft mit Grünland und Vieh besteht ebenfalls seit 1903 und wird heute hochgeschätzt. Hier spielt Ehemann Bernd eine tragende Rolle. Der Tierarzt hat die traditionelle Landwirtschaft neu strukturiert, ohne an den Grundfesten zu rütteln. Die Kühe grasen weiterhin unbeirrt auf den Wiesen der hoteleigenen Alm im Inner-gschlöss. Das ist gut so und selbstverständlich. Die beiden Hausherren nehmen sich gerne bei kurzen Begegnungen immer wieder die Zeit für ein Gespräch und gewähren Einblick in ihre Firmenphilosophie. Es ist schön zu erfahren und zu beobachten, wie sehr man hier im Einklang mit der Natur lebt. Die entspannte Stimmung und Schönheit der Region pflanzen sich wohltuend im Gast fort.



Eigenes Flair und Tempo


Stein, Lehm, Holz und Wasser, Erzeugnisse der Bio-Landwirtschaft, eine Sauna mit Ruheliegen und ein Bio-Schwimmbecken schaffen Harmonie im Haus aus dem 16. Jahrhundert. Die Energiegewinnung ist mit Photovoltaikanlage und Hackschnitzelheizung möglichst ökologisch orientiert und auch das Fernheizwerk des Ortes ist „grün“. Sympathisch ist, dass auch auf soziale Aspekte großer Wert gelegt wird und für die heimischen Mitarbeiter extra ­individuelle Konzepte geschaffen werden, um den Spagat zwischen Arbeit und Familie und sonstigen Verpflichtungen nachkommen zu können. Die Stimmung im Haus ist entschleunigend, ideal, um erlebnisreiche Wintertage gemütlich ausklingen zu lassen. Dass man in Matrei mitten im familienfreundlichen „Großglockner Ski-Resort Kals-Matrei“, das als eines der schönsten Skigebiete der Alpen gilt, urlaubt, ist dabei ebenfalls nicht von Nachteil. Doch zurück ins Hinteregger: Aufgewärmt wird hier im stylischen Spabereich mit einer einzigen Sauna, dessen Architektur und Ausblick ein weiteres Highlight ist. Wer das Geräusch des prasselnden Feuers im Kamin liebt, kommt ebenfalls voll auf seine Rechnung. Massagen steigern den Wellnessfaktor um noch eine Stufe. Und dann wäre da noch die Kulinarik. Küchentechnisch setzt man auf traditionelle Tiroler Speisen mit einem zeitgemäßen Twist. Die Portionen sind definitiv sattmachend und wohlschmeckend. Regionale Köstlichkeiten mit kurzen Transportwegen werden samt den zugehörigen Adressen der Produzenten aufgetischt, sofern sie nicht selbst gemacht wurden. Denn das Fleisch kommt großteils vom Hof, der Apfelsaft stammt aus eigenem Obstanbau und das Brot wird selbst gebacken.


Wir wurden beispielsweise bei unserem Aufenthalt mit Rohnencarpaccio samt hausgemachtem Mozzarella und gerösteten Nüssen, Tafelspitz aus der eigenen Landwirtschaft, heimischem Hirschragout mit Spätzle und Speckbohnen sowie Matreier Knödeltris (Spinat-, Rohnen- und Kaspressknödel) verwöhnt. Und auch die Kellerbar haben wir besichtigt: Das schöne Gewölbe und der lange Tisch, der geradezu nach ausgelassener Geselligkeit schreit, werden gerne für Schnaps- und Weinverkostungen genutzt.



Natur ohne Stress


Der Rückzugsort unweit des Naturschutzparkhauses, dem Ortskern und unzähligen Dreitausendern ist das Refugium einer engagierten Hotelchefin. Hier werden bewusst keine künstlichen Welten geschaffen, sondern natürlicher Luxus im Einklang mit regionalen Materialien: Es gibt viel Platz für wenig Gäste.

Hotel Gasthof Hinteregger

Hintermarkt 4, 9971 Matrei

Weitere Infos: hotelhinteregger.at

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