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  • AutorenbildLisa Gutzelnig

Nachhaltig unterwegs in Tirol

Große Erlebnisse und kleiner ökologischer Fußabdruck. Geht das zusammen? In Tirol geht das sehr gut zusammen. Wer anders reisen und nachhaltig urlauben will, findet immer mehr Möglichkeiten – von A wie Anreise bis Z wie Zirbenzimmer.


Die Erlebnis-Tour durch den Naturpark, der Ausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Unterkunft mit grünem Gütesiegel, Restaurants und Gastgeber, die Lieferketten kurz halten und Waren regional einkaufen: Das sind nur einige Besonderheiten, die den nachhaltigen Tourismus in Tirol so attraktiv machen. Viele können es sich noch nicht so richtig vorstellen, aber Rücksicht auf Ressourcen geht mit Geschmack, Luxus, Genuss und Wohlfühlen einher. Bequem anreisen mit Bus und Bahn, Slow-Food-Essen in ausgewählten Hütten und Restaurants – in und mit der Natur Tirols urlaubt es sich schonend und doch actionreich. Ob als Selbstversorger auf einer abgelegenen Hütte, als Weitwandernde im Bergsteigerdorf, als Familie am Bauernhof, oder als Single im Öko-Hotel mit Anschluss an Outdoor-Sport Gruppen. Tirol bietet viele Wege, im Einklang mit sich und der Natur Urlaub zu machen.

Ein Ausblick – Von der Strategie in die Umsetzung

Tirol fokussiert mit seiner Nachhaltigkeits- Strategie den Zeithorizont 2030 und dient als absoluter Wegweiser für die Transformation hin zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft.


Denn das Land hat verstanden: Erst wenn wir alle Teile unserer Gesellschaft eingebunden, abgeholt und mitgenommen haben, kann sich Nachhaltigkeit vollständig entfalten. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist ein gelingendes Zusammenspiel zwischen vorausschauender Politik und verantwortungsbewusstem Wirtschaften der Zivilgesellschaft. Der Bürger könnte im Idealfall, zum Retter werden, wenn ihm nur die Möglichkeit geboten wird, es mit allen Sinnen erfahren zu können, was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet. Denn was der Mensch nicht kennt, das schützt er nicht. Der große Erfolg der Tiroler „Alm Schulen“ gibt hier bereits die Richtung vor und veranschaulicht den Pfad wie die Einbindung der Bürger funktionieren könnte.


Trotz seiner Nähe zum Brenner ist das Valser Tal ein paradiesischer Pol der Ruhe abseits der Touristenströme geblieben. Nichtsdestotrotz ist die Idylle der dortigen Almen bedroht durch den Rückzug der Berglandwirtschaft. Um die Verwilderung der Bergmähder aufzuhalten, hat sich vor wenigen Jahren der Verein „Schule der Alm“ gegründet. Das Ziel: Freiwillige zu gewinnen, die in den Sommermonaten bei der Pflege der Almflächen helfen und ihnen das notwendige Wissen zu vermitteln. Denn nur wer die Natur kennt, wird sie schützen.


Das Programm „Aktiv am Bauernhof“ im Schmirntal, richtet sich an Gäste, die in die traditionelle bäuerliche Lebensweise eintauchen wollen. An fünf Tagen vermitteln ihnen Einheimische im Bergsteigerdorf Schmirn, wie alte Zäune errichtet, Heilmittel aus Kräutern für die Hausapotheke hergestellt, Weideflächen für das Vieh vorbereitet und Krapfen oder Kiachl gebacken werden. Der persönliche Kontakt zu den Einheimischen und das Vermitteln der Notwendigkeit des Schutzes dieser Regionen stehen dabei im Mittelpunkt.


Im idyllischen Gschnitztal, südlich von Innsbruck, helfen Gäste wertvolle Almwiesen zu erhalten und lernen die Stubaier Alpen naturkundefachlich sowie kulturhistorisch kennen. Gemeinsam mit lokalen Landwirten geht es beim Projekt „Tirol ganz echt“ an zwei darauffolgenden Tagen in das Almgelände, um zu „schwenden“ und zu „raumen“. Almwiesen werden dabei von Fichten und Sträuchern befreit, möglichst ohne das ursprüngliche Wurzelwerk zu beschädigen.


Nachhaltig Übernachten in Tirol

Nachhaltigkeit beginnt nicht nur mit den Gedanken über die Anreise in den Urlaubsort. Vielmehr startet sie bereits mit der Auswahl des richtigen Hotels und deren genauen Betrachtung. Zu den wichtigen Faktoren, um die Übernachtungen im Urlaub nachhaltig zu gestalten, gehören die Bauweise mit heimischen Holzarten, das Dämmen mit Tiroler Schafwolle, der Einsatz von Pelletheizungen und von Photovoltaik- und Solaranlagen zur Energiegewinnung. Wassersparende Techniken und die Vermeidung von Plastik und Aluminium gehören ebenso zu den nachhaltigen Bestrebungen eines Hotels. Mit großen Schritten voran geht z. B. das Vorzeigebeispiel „Tourismus Upcycling“, welches in der Region Wilder Kaiser zu Tragen kommt. In die Jahre gekommene Unterkünfte werden im Wilder Kaiser-Gebiet kreativ und schonend modernisiert. Anstatt die Altbestände der Möbel einfach am Sperrmüll zu entsorgen, hat man sich dazu entschlossen, den Weg der Restaurierung zu wählen und Möbel-Altbestände im Sinne der Nachhaltigkeit zu einem zweiten Leben zu verhelfen.


Der Hubenhof

In Ellmau, im Naturschutzgebiet des Kaisergebirges, wurde der Hubenhof mit dem österreichischen Umweltzeichen „Green Hotel“ und dem EU-Ecolabel ausgezeichnet. Familie Leitner bietet ihren Gästen moderne Appartements, die mit Öko-Materialien und energiesparenden Geräten ausgestattet sind. Jedes Zimmer ist thematisch bedrohten Tieren und Pflanzenarten gewidmet. Gäste, die mit dem Bus oder der Bahn anreisen, bekommen zehn Prozent Rabatt auf den Übernachtungspreis und für E-Autos gibt es eine hauseigene Ladestation. || hubenhof.at


Das Biohotel Stanglwirt

Inmitten wunderschöner Natur des Wilden Kaisers gelegen erstreckt sich ein insgesamt 12.000 Quadratmeter großes Wellnessjuwel - das Bio & Luxushotel „Stanglwirt“. Hier genießt man preisgekrönte Massage- und Medical-Beauty-Programme und Naturkosmetik-Behandlungen, mit Cremes zum Teil aus dem eigenen Kräutergarten. Jeder Umbau, Ausbau oder Neubau des Hotels erfolgte auf Basis der baubiologischen Stanglwirt-Philosophie und erfüllt höchste Kriterien der Nachhaltigkeit. Das gesamte Wasser des Resorts wird aus der eigenen Stanglwirt- Kaiser-Quelle bezogen. Nicht nur in der Küche auch in den gemütlichen und hochwertig ausgestatteten Wohlfühlzimmern und -suiten findet man nur das Beste aus der Natur – in Form von naturbelassenem Zirbenholz-Möbeln, reiner Wolle und edlem Leinen. Alle Schlafmatratzen sind mit Rosshaar und Schafwolle gefüllt. Schlafplätze ohne elektromagnetische Felder. Biologische Strohkern-Liegen. Bettwäsche, Möbelstoffe und Handtücher aus reiner Baumwolle und Leinen. Das Stanglwirt Restaurant bietet kulinarischen Hochgenuss in Bio-Qualität, hier trifft Trend auf Tradition. Fleisch, Wurst, Fisch, Milchprodukte und Brot stammen ebenfalls zum Großteil aus dem eigenen Bio-Bauernhof der mit über 100 Hektar Landwirtschaft nach wie vor, wie die Tradition es wünscht, in Familienhand geführt wird. || stanglwirt.com


Die App „ummadum“

Die App Ummadum – eine App für nachhaltige Mobilität und regionale Wertschöpfung: Die App von René Schader und Thomas Angerer setzt allerdings auf Nachhaltigkeit mal drei. Durch die gemeinsamen Fahrten wird CO2 gespart – immerhin 15 Tonnen seit es die App gibt. Als positiver Nebeneffekt entstehen darüber hinaus neue soziale Gruppen, man hilft sich im Alltag und lernt neue, gleichgesinnte Menschen kennen. Der dritte Aspekt ist, dass die Region gewinnt. Denn die App funktioniert mit einem ausgeklügelten Punktesystem: Fahrer, die Mitfahrgelegenheiten anbieten, bekommen Punkte, mit denen sie im regionalen Handel – aktuell an 400 Stellen – bezahlen können. Eine Entwicklung, von der auch die Gäste der Region profitieren.


Nachhaltig Schlemmen in Tirol

Kein Suppenpulver, kein Glutamat, kein Geschmacksverstärker. Tirol bietet beste Voraussetzungen für einen Genuss, der auch Ressourcen schont. Unzählige landwirtschaftliche Mittel- und Kleinbetriebe legen viel Wert auf die bäuerlich geprägte Kulturlandschaft und versuchen diese stets hochzuhalten. Lebensmittelprodukte für Hotels und Restaurants werden auf umliegenden Bauernmärkten, in Sennereien, oder direkt Ab-Hof gekauft und gelangen auf kurzen Transportwegen an ihr Ziel – die Küchen der heimischen Gastronomiebetriebe. Mehr als 2.000 bewirtschaftete Almen garantieren darüber hinaus Landschaftspflege und erzeugen Tiroler Spezialitäten. Gerade die Mitgliedsbetriebe der „Tiroler Wirtshauskultur“ haben sich der traditionellen Tiroler Kost und der Frische der verwendeten Produkte aus Landwirtschaft, Gewässern und Wäldern verschrieben. Das besondere Augenmerk liegt auf authentischer Atmosphäre und Architektur. Auf vielen Tiroler Berghütten kann man nicht nur einsam und abgelegen übernachten, sondern auch überraschend häufig besonders authentische regionale Spezialitäten schlemmen.


Das Hohenzollernhaus in Pfunds

Warum sie auf dem Hohenzollernhaus so kochen, wie sie kochen? Der junge Wirt Josef Waldner zuckt mit den Schultern. Er hat es einfach von Kindesbeinen an daheim so gelernt. „Ich komme selber aus der Landwirtschaft. Wir haben immer schon versucht, das meiste selber zu machen und gut mit den Produkten umzugehen“, sagt Josef. Das setzt er nun auf dem Hohenzollernhaus fort. Das Fleisch bekommt er vom Hof des Vaters, von befreundeten Bauern oder eben vom kleinen Metzger unten im Ort. Und auch mit der Jägerschaft habe er ein gutes Verhältnis – das Wild stammt ausschließlich aus dem Radurschltal. Das sei viel mehr wert als jedes Siegel. „Wir können den Gästen genau erklären, was sie bekommen und wo unsere Zutaten herkommen.“ So kommt man ins Gespräch und genießt bewusst. Tipp: Das selbstgemachte Pesto aus den Wildkräutern der Almwiesen. Die übrigens auch für die Schnäpse gesammelt werden. Gebrannt werden sie von Josefs Mutter in der alten Abfindungsbrennerei auf dem elterlichen Hof. Besonders stolz sind sie auf den „Spänling-Brand“, eine Spezialität des Hauses. Der wird aus einer seltenen Wildpflaume destilliert, die fast in Vergessenheit geraten ist. || hohenzollernhaus.at


Die Muttekopfhütte in Imst Das Geheimnis der Kaspressknödel auf der Muttekopfhütte? Natürlich der Käse aus der Dorfsennerei See im Paznauntal. Doch nicht nur der Bergkäse – alles, was an Zutaten hier oben auf der Hütte ankommt, ist regional produziert. Die Lieferantenliste des Hüttenwirts liest sich wie das „Who is who“ der Nachbarschaft.

Die Eier stammen vom Nachbarhof, das Rindfleisch kommt von den Bauern aus dem Tal, das Wild nicht aus Neuseeland, sondern aus der regionalen Jagd. Oberstes Gebot in der Küche: „Kein Suppenpulver, kein Glutamat, kein Geschmacksverstärker“, sagt Patrick und erklärt: „Ich vertrag’ das selber nicht. Außerdem soll der eigentliche Geschmack rauskommen.“ Als Grundlage setzt er zwei bis drei Mal in der Saison einen riesigen Topf mit Jus an, den er portionsweise einfriert. Während der Saison hat er noch einen rastlosen Mitbewohner auf der Hütte: seinen Sauerteig. Jeden Morgen backt Patrick das Brot für Frühstück und Abendbrot. || muttekopf.at


Das Restaurant „Guatz Essen“ im Zillertal

Auch die Tiroler Küche kann ohne Fleisch auskommen: „Guatz´Essen“ heißt das Lokal von Peter Fankhauser und der Name des Restaurants ist Programm. Fankhauser hat sich der vegetarischen und veganen Küche verschrieben und mit seinen Gerichten erzählt der Zillertaler echte Geschichten – zum Beispiel vom Kürbis, der in verschiedenen Varianten aus dem eigenen Permakulturgarten auf den Teller kommt, begleitet von Jungzwiebeln, Kerbelrübe und Erdmantel. Obwohl man sich eher in einem hippen Haubenlokal wähnt, sind die Preise bodenständig wie im Wirtshaus. Bei Frankhauser hat das Gemüse Zeit zum wachsen und wird nicht beschleunigt. Das heißt, dass er sein Gemüse komplett der Natur überlässt und es deshalb kämpfen muss, um zu überleben. Dieser Prozess sorgt dafür, dass es später sehr geschmacksintensiv und unverkennbar wird. Das Restaurant schließt letztendlich den natürlichen Kreislauf, indem es die eigenen Speiseabfälle wieder zu Kompost verarbeitet und diesen als frische gesunde Erde für die Hügelbeete wieder einsetzt. 2021 folgte Frankhausers Auszeichnung mit 3 Hauben vom Gourmetführer Gault Millau. Somit ist das Restaurant Guat‘z Essen das zweitbeste prämierte „Vegetarisch Vegane Restaurant“ in Österreich. Klingt interessant? Der einzigartige Permakulturgarten von „Guatz Essen“ kann auch besucht werden, und zwar immer zwischen Juni und Oktober. Freitags zwischen 15 Uhr und 17 Uhr werden dort das Prinzip Permakultur erklärt und Fragen beantwortet. Natürlich darf auch genascht und probiert werden!

Eintritt: 20 € pro Person für 1h. || guatzessen.at


Nachhaltig unterwegs in der Natur

Gerade jetzt in der Zeit nach den vielen Lockdowns zieht es die Menschen raus in die Natur. Wandern, Klettern, Mountainbiken stehen im Frühling ganz oben auf der To-Do-Liste vieler Sportbegeisterter. Neben dem intensiven Naturerlebnis haben diese Aktivitäten aber noch einen weiteren positiven Aspekt – sie funktionieren mit reiner Muskelkraft und hinterlassen damit einen richtig überschaubaren Klima-Fußabdruck. Wem Wandern zu traditionell ist, kann in Tirol auch trendig und trotzdem klimafreundlich unterwegs sein. Wir präsentieren drei nachhaltige Outdoor Aktivitäten die in Tirol im Trend liegen – und so gut wie keinen CO2-Fußabdruck hinterlassen.


Hike & Fly – zum klimafreundlichen Überflieger werden

Wer einen Gleitschirm in den Rucksack packt und ihn selbst den Berg hochträgt, könnte nicht umweltfreundlicher durch die Lüfte segeln. „Hike and fly“ nennt sich die Sportart – seit ein paar Jahren erlebt sie einen regelrechten Boom. Das hat vor allem mit der Ausrüstung zu tun, die immer kompakter wird. Musste man früher noch eine gigantische Tasche zum Startplatz schleppen, wiegt eine moderne Wanderschirm-Ausrüstung gerade mal fünf Kilogramm und passt in einen Tagesrucksack. Das macht auch mehrtägige Touren möglich: Je nach Thermik kann man tatsächlich von Hütte zu Hütte segeln – die besten Wanderflieger kommen bei einer Tour auf mehrere hundert Kilometer. Ein leichter Gleitschirm und eine gehörige Portion Abenteuerlust reichen allerdings nicht aus: Das Spiel mit der Thermik muss geübt sein, ein Flugschein inklusive umfangreicher theoretischer Ausbildung und viel Erfahrung sind unerlässlich. Ein guter Einstieg in den Sport bietet der Tandemflug. In Tirol gibt es viele gute Flugschulen für einen ersten Flugversuch.


Trailrunning

Ist man Trailrunner oder Bergläufer? Speed Hiker oder ambitionierter Wanderer? Die Grenzen sind fließend, Spaß macht das Laufen im Gebirge in jedem Fall – das beweisen nicht zuletzt die vielen Blogs und Wettkämpfe, die sich über stark wachsenden Zulauf freuen. Wichtiger Tipp für Einsteiger: Planierte Kieswege lieber den Sonntagswanderern überlassen, denn das Trailrunning macht dann am meisten Freude, wenn man tatsächlich auf einem Trail unterwegs ist, also auf einem seltener benutzten, schmalen Pfad. Straßenläufer sind bei ihren ersten Trailrunning-Runden oft überrascht, wie kurzweilig das Laufen über Stock und Stein ist. Eine Pulsuhr mit GPS-Funktion ist hilfreich. Hat man dann noch einen Müsliriegel in die Jackentasche gepackt und die Laufschuhe mit rutschfestem Profil geschnürt, steht dem Trailrunning-Vergnügen nichts mehr im Weg. Besonders gelungen ist der Lauf, wenn ein hübscher Ausblick von den brennenden Oberschenkeln ablenkt.


Bouldern – Klettern ohne Seil Im Gegensatz zum klassischen Alpinklettern kann man das Bouldern auch ohne Kurs und erlerntes Grundwissen beginnen. Man benötigt nur minimale Ausrüstung: Kletterschuhe, eine Bouldermatte und eine „Chalkbag“ für mehr Grip am Fels. Man bewegt sich beim Bouldern stets in Absprunghöhe, die Gefahr im Falle eines Absturzes hält sich demnach in Grenzen. Auch deshalb wird Bouldern „Schach für den Körper“ genannt. In Tirol hat der Sport eine lange Tradition. Es gibt zahlreiche Boulder-Gebiete in ganz Tirol.

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