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  • AutorenbildChristoph Lumetzberger

INTERVIEW MIT DEM YOUTUBER MAX GREEN - ÜBER DEN TINY-HAUS BESITZER

Der 34-jährige, gelernte Kaufmann für Bürokommunikation arbeitet aktuell in der Kundenbetreuung für nachhaltige Unternehmen und ist mit seinem YouTube-Kanal „Max Green“ sehr erfolgreich. Wir haben ihn zum Gespräch gebeten und viele spannende Fakten rund um seinen Weg von der Berliner Altbauwohnung hin zum Tiny House in Erfahrung gebracht.



Interview mit Max Green


Hallo Max. Danke, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Ich beginne gleich mit der Grundsatzfrage: Was war der Grund für dich, in ein Tiny House zu ziehen?

Dazu muss ich etwas ausholen. Ich habe mit meiner Freundin eine Zwei-Zimmer-Altbauwohnung in Berlin bewohnt, mit rund 80 Quadratmeter Wohnfläche. Dort hat eigentlich alles gepasst, allerdings fiel uns mit der Zeit auf, dass wir die vorhandene Fläche, für die wir auch monatlich unsere Miete bezahlen mussten, einfach nicht ausgenutzt haben. Die Wohnung verfügte über ein großes und schönes Wohnzimmer mit Südbalkon, Kamin und großem Dachfenster, wo wir am Abend die Sterne beobachten konnten. Dies führte dazu, dass wir uns immer seltener im Schlafzimmer aufhielten und oftmals im Wohnzimmer geschlafen haben.


Der tatsächliche Auslöser war allerdings eine Freundin von uns. Die besaß ein kleines Tiny House, gerade einmal rund fünf Meter lang und auch zu klein, um dauerhaft darin zu leben. Dennoch hat uns die Idee sehr gut gefallen und wir haben sie gefragt, ob wir dort einmal eine Nacht verbringen dürfen. Sie willigte ein, übergab uns den Schlüssel und wir haben uns dort einen schönen Abend gemacht. Am nächsten Morgen haben wir uns angesehen und beschlossen: Wir wollen ein Tiny House bauen!


Das klingt ja richtig romantisch. Wo wurde das Tiny House gebaut – und hast du dort auch selbst mitgearbeitet?

Wir haben das Tiny House in Süddeutschland bauen lassen und auch selbst rund zwei Wochen aktiv mitgearbeitet. Einerseits um Kosten zu sparen, andererseits um das Haus auch besser kennen zu lernen und Teil des Projekts zu werden. Danach mussten wir es mit einem VW Touareg quer durch die Bundesrepublik ziehen, machten einen Zwischenstopp in Niedersachsen, wo wir die Solaranlage einbauen ließen und erreichten nach rund 1.200 Kilometer schließlich den finalen Standort. Jetzt steht das Tiny House in Ostbrandenburg in der Nähe von Straußberg auf einem gepachteten Grundstück.


Bis zu welcher Grenze ist ein Tiny House eigentlich ein Tiny House?

Das ist final gar nicht festgelegt. Vielmehr ist es ein Lebensstil, eine Änderung der Einstellung, wenn man in ein Tiny House zieht. Zwar verfügen die allermeisten Häuser über eine Wohnfläche von 15 bis 30 Quadratmeter, aber eine genaue Grenze hierfür gibt es nicht.


 

28 Quadratmeter reichen aus. Max Greens Tiny House verfügt über eine Küche,

ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und sogar ein Badezimmer mit Wanne.

 

Hand aufs Herz: Was hat das Tiny House final gekostet, von der Fertigung bis zur schlüsselfertigen Übergabe?

Berücksichtigt man alle Ausgaben inklusive der Geräte, Einbauschränke und der kompletten Fertigung, haben wir etwas mehr als 70.000 Euro dafür ausgegeben.


Und wie verhält es sich mit den laufenden Kosten?

Die sind sehr überschaubar. Wir bezahlen für die Müllentsorgung, die GEZ, haben auch eine Meldeadresse und geben auch Geld für Wasser, Strom und Internet aus. Der größte Brocken ist die Pacht für das Grundstück, die mit 200 Euro im Monat zu Buche schlägt. Alles in allem geben wir somit monatlich etwa 350 Euro aus.


 

70.000 Euro hat die Errichtung des Tiny Houses gekostet, inklusive aller Materialien, Geräte,

den Einbauschränken und der kompletten Fertigung.

 

Wie versichert man ein Tiny House? Reicht da eine herkömmliche PKW-Versicherung oder muss man es wie ein gewöhnliches Haus versichern?

Es gibt eine eigene Tiny-House-Versicherung von Vivema, die versichert unser Haus sowohl für den Transport, als auch auf dem Grundstück. Somit ist es unerheblich, ob man auf der Autobahn einen Unfall hat, oder auf dem Grundstück ein Blitz einschlägt. Diese möglichen Schäden sind allesamt abgedeckt. Außerdem ist auch gleich der gesamte Hausrat mitversichert.


Das heißt, das Tiny House kann jederzeit von A nach B transportiert werden?

Grundsätzlich ja, da es Räder hat, ist es beförderbar. Allerdings bewegt man ein Tiny House nur so oft wie unbedingt nötig, da es für das dauerhafte Herumbewegen nicht ausgelegt ist. Außerdem muss der ganze Hausrat extra transportiert werden und wenn es dann am Bestimmungsort steht, dauert es auch seine Zeit, bis es wieder optimal auf einen stabilen Untergrund positioniert ist. Außerdem muss man beim Transport selbst auch höllisch aufpassen, da man doch ein sehr sperriges Gefährt auf der Straße bewegt.


Wie sieht euer Alltag im Haus aus?

Eigentlich so, wie in einem typischen, deutschen Haushalt auch. Wir stehen etwa um sieben Uhr auf, frühstücken gemeinsam und machen dann unsere Tochter fertig, um sie danach zur Tagesmutter zu bringen. Dann starten wir in den Tag, gehen unserer Arbeit nach, gehen Projekte an und nehmen auch Termine wahr. Wir bemühen uns auch, gemeinsam gegen 13:00 Uhr zu essen und am späten Nachmittag, so gegen 16:00 Uhr, holen wir unsere Tochter wieder von der Tagesmutter ab. Danach gehört die Zeit ganz der Familie. Wir machen Ausflüge, Spaziergänge, gehen an den See und genießen die gemeinsame Zeit zu dritt. Manchmal sogar zu viert, wenn meine Tochter aus einer früheren Beziehung zu Besuch ist. Aber es spielt sich der Alltag ein und man gewöhnt sich daran, dass der verfügbare Platz einfach begrenzt ist.


„Tiny House ist kein ­definierter Begriff, sondern eine Lebenseinstellung!“

Reicht dir der vorhandene Platz zum Leben aus?

Wir haben im Tiny House eine ganz normale Ausstattung, wie man sie in einer herkömmlichen Wohnung auch hat. Küche mit Kühlschrank, Gasbackofen, zwei Kochfelder, das Badezimmer verfügt sogar über eine Badewanne und eine Waschmaschine haben wir dort auch untergebracht. Wir haben außerdem einen ganz normalen Wasseranschluss, Stromanschluss und Zugang zum Internet. Bei der Planung haben wir auch darauf acht gegeben, dass der Bereich, wo wir uns am häufigsten aufhalten, am größten bemessen ist. Das ist in unserem Fall der Wohnbereich, in dem auch die Küchenzeile integriert wurde. Alles was funktionaler ist, wie der Schlaf- und Arbeitsbereich oder auch das Bad, sind tendenziell etwas kleiner gestaltet, weil man sie seltener braucht.


28 Quadratmeter Lebenstraum

Nach gerade einmal drei Monaten Bauzeit war das Tiny House fertiggestellt. Aktuell steht es im Ostbrandenburger Straußberg.


Schafft ihr es, auch eine größere Besuchergruppe unterzubringen?

Das klappt ganz gut. Wir hatten zuletzt ja schönes Wetter und haben vor kurzem etwa einen Geburtstag gefeiert. Da waren rund zehn Personen da und wir saßen im Garten. Aber selbst wenn das Wetter umschlagen sollte, bringen wir die Leute locker im Tiny House unter. Alleine auf der Couch haben vier bis fünf Personen ihren Platz, zudem stehen im Essbereich noch vier Plätze zur Verfügung. Und bei Bedarf können auch auf der Treppe noch zwei Personen sitzen. Natürlich ist alles etwas enger, dafür aber auch kuscheliger und gemütlicher. Zudem verfügt unser Tiny House über eine Raumhöhe von 3,40 Meter, damit hat man auch nicht das Gefühl, man wird eingeengt.


 

10 Personen bringt man im Tiny House unter. Somit steht auch einer ­Besuchergruppe nichts

im Wege und bei schönem Wetter geht es ohnehin nach draußen.

 

Wie verhält es sich mit sperrigen Gütern und Dingen, die im Tiny House einfach keinen Platz

mehr finden?

Zu diesem Zweck haben wir einen kleinen Kellerraum angemietet für Dinge wie Autoreifen, Winterbekleidung, saisonale Sachen oder auch Werkzeug, welches wir nur selten benötigen. Dennoch ist es zwingend erforderlich, bevor man in ein Tiny House zieht, sich von vielen Dingen zu trennen und groß auszumisten. Als wir die Berliner Wohnung ausräumten, haben wir zahlreiche Dinge auf Flohmärkten verkauft und dies erforderte auch Disziplin. Dennoch fühlt es sich gut an, wenn man von manchen Dingen loslassen kann. Man schafft gleichzeitig eine brauchbare Basis, um ins Tiny House einzuziehen.


Hat sich euer Leben nach dem Einzug verändert, achtet man mehr auf Ressourcen und Umweltschonung?

Definitiv! In zweierlei Hinsicht hat sich unser Leben intensiviert. Einmal haben wir ein ganz anderes Bewusstsein entwickelt für die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, egal ob es nun Wasser, Strom oder einfach die gemeinsame Zeit ist. Am konkreten Beispiel Wasser merkt man es besonders. In der Wohnung haben wir zwischen 200 und 250 Liter am Tag verbraucht, während wir im Tiny House mit rund 40 Liter auskommen - für alle drei Personen zusammen. Auch der Stromverbrauch ist überschaubar. Dieser liegt aktuell bei nur 0,5 kWh pro Tag, die wir zwischen April und Oktober sogar gänzlich mit unserer Solaranlage abdecken können. Andererseits hat sich auch unser Zugang zu Alltagsgegenständen verändert, hin zu einem nachhaltigen Lebensstil. Wir versuchen viele Dinge auszutauschen. Plastikprodukte oder Einweglösungen haben wir schon lange nicht mehr genutzt, aber Hygieneprodukte stellen wir nun sogar selbst her. Zahnpasta, Shampoo oder auch Waschpulver können wir äußerst günstig und nachhaltig produzieren und so auch einiges an Geld sparen. Außerdem kochen wir sehr oft selbst und versuchen auch unseren Kindern einen nachhaltigen Lebensstil beizubringen. Dies wollen wir damit erreichen, indem wir mit ihnen viel in der freien Natur unterwegs sind, viele Spaziergänge unternehmen und sie auch nicht mit einer Fülle von Spielzeugen überschütten. Damit arbeiten wir nicht nur an unserem persönlichen Lebensstil, sondern wollen dieses Bewusstsein auch an unsere Kids weitergeben. Dennoch ist es wichtig, dass es ihnen an nichts fehlt.


Wir befriedigen unser Leben nicht durch Konsumgüter, sondern durch das Erleben von gemeinsamer Zeit. Denn kauft man immer mehr Produkte, ist man auch dazu gezwungen, immer mehr Geld zu verdienen, um den Bedarf zu decken. Und von dieser Grundeinstellung wollen wir komplett weg.


 

350 Euro betragen die Fixkosten. Neben Strom, Wasser, Müllgebühren, GEZ oder Internet schlägt vor allem die Grundstückspacht mit rund 200 Euro zu buche.

 

Ein Blick in die Zukunft. Was passiert, wenn deine Kids größer werden?

Wir planen aktuell unser zweites Tiny House und werden da auch ein paar Dinge anders machen. Auf jeden Fall wird es keine Räder haben und stattdessen auf einem Stahlfundament entstehen. Mit dem Tieflader kann es dann immer noch transportiert werden, beim Aufbau ergeben sich aber zahlreiche Vorteile. Es kann damit schwerer, breiter und größer gebaut werden, außerdem können wir andere Materialien verwenden und müssen nicht mehr zwingend auf Leichtbauweise achten. Dies bringt immense Vorteile, vor allem im Hinblick auf Haltbarkeit. Außerdem planen wir ein eigenes, kleines Kinderzimmer für die Mädels und ich bekomme ein Arbeitszimmerchen.



Du hast den Stromverbrauch angesprochen. Bist du da gänzlich autark unterwegs?

Aktuell ist es so, dass wir zwischen April und Oktober zur Gänze unabhängig sind und schaffen es nicht einmal, die zwei Hochleistungsakkus, die wir an Bord haben, zu leeren. Einzig über die Wintermonate ist es nötig, auch einen gewissen Teil des Stroms extern zu beziehen, da der von der Solaranlage gewonnene Strom nicht ganz ausreicht.



Bis wann rechnest du mit der Fertigstellung?

Dies steht noch nicht genau fest, wir sind gerade in der Planungsphase. Allerdings schätzen wir, dass wir etwa im Sommer 2021 einziehen können. Was wir allerdings schon vollzogen haben, ist der Kauf eines eigenen, kleinen Grundstücks.


Wünscht du dir manchmal, wieder in deiner Berliner Wohnung zu leben?

Nein! Auch meine Freundin nicht. Zwar lieben wir Berlin und es ist eine echt tolle Stadt, allerdings wollen wir auch die Vorteile des Lebens am Land nicht mehr hergeben. Wir haben durch die Lage ja die Möglichkeit, die Vorteile aus beidem zu kombinieren. Berlin ist zum Wohnen außerdem viel zu teuer und auf Dauer einfach auch zu voll.


Lieber Max, vielen Dank für deine Zeit und gutes Gelingen für euer künftiges Projekt.

Sehr gerne, vielen Dank!







So findet man Max:



Jetzt Abonnieren: Auf seinem YouTube-Kanal Max Green findet man zahlreiche spannende, interessante und wissenswerte Clips rund um das Projekt Tiny House und einen nachhaltigen Lebensstil.

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