Entspannt Richtung Süden
- Lisa Gutzelnig
- vor 3 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
es gibt kaum eine schönere und entspanntere Art in einer Stadt anzukommen, als gemütlich mit dem Zug einzufahren. Kein langwieriger Check-In, kein Bangen um die Koffer an den Gepäckbändern, keine Passkontrollen, keine nervigen Verkehrsstaus, Anstellen an der Transferbusstation oder kilometerlange, öde Gewerbegebiete mit dem Taxi oder Leihauto hinter sich zu lassen. Stattdessen erreichen Sie den Hauptbahnhof einer pulsierenden Stadt mitten im Zentrum, der in vielen europäischen Städten ein architektonisches Schmuckstück für sich und allein deshalb schon einen Besuch wert ist.

Romantik auf Schiene
Historische Bahnhöfe, meisterliche Viadukte, dunkle Tunnel – über zweihundert Jahre inspiriert das europäische Schienennetz Reisende, Künstler:innen und Schriftsteller:innen von William Turner bis Agatha Christie. Das Goldene Zeitalter von einst wird heute widergespiegelt durch Hochgeschwindigkeitszüge, markante Knotenpunkte und kleinen oder historischen Dampf- und Bimmelbahnen auf Nebennetzen. Sie entschleunigen, beruhigen das grüne Gewissen und lassen uns ganz im Sinne von Slow Travel das Reisen frei von Hektik erleben.
Zahlreiche Zugverbindungen führen aus Österreich und Deutschland zu verschiedenen Reisezielen in ganz Europa. Wir präsentieren unterschiedliche Routen in den Süden, mit traumhaft schönen Abstechern zu idyllischen Destinationen auf Nebenstrecken – und haben unsere Highlights herausgepickt.
Dolce Vita in Rimini

Statt Stau auf der Autobahn und Stunden später erschöpft und mit müden Augen in Italien anzukommen, steigen Sie am frühen Morgen in München in den Zug ein und lassen den Abend mit einem Bad an der Adria ausklingen. Der Blick auf die vorbeiziehende Landschaft reicht weit, die Berge sind hoch und beeindruckend, die Beine haben Freiraum, um sie weit von sich zu strecken. Von der bevölkerungsreichsten Stadt Deutschlands bringt Sie in den Sommermonaten ein Direktzug an die italienische Küste – beispielsweise bis nach Rimini. Wer einmal in dem speziellen Licht durch die Altstadt und die Strände entlang geschlendert ist, echten italienischen Espresso getrunken hat und die Lebendigkeit des Küstenortes in der Emilia-Romagna gespürt hat, wird immer wieder kommen wollen. Außerhalb der Hochsaison ist ein Zwischenstopp in der hübschen Stadt Bologna einzulegen, bevor Sie nach einer Stunde Weiterfahrt das Meer erreichen. „La Rossa“ wartet mit extraköstlicher Pizza und Eis – nicht zuletzt dank der renommierten Eisschule „Carpgiani Gelato University“ auf. Die labyrinthische Altstadt mit ihren schier endlosen Arkaden, 40 Kilometer sind es insgesamt, geht auf die Zeit der Renaissancefürsten zurück. Noch ein Tipp für das finale Reiseziel: Wenn Sie sich nach Ihrer Ankunft in Rimini nicht gleich in die Wellen stürzen wollen, sollten Sie Ihren Anreisetag mit einem abendlichen Spaziergang über die Ponte di Tiberio ausklingen lassen.
Yoga Finca auf Mallorca

Mallorca, die Lieblingsinsel der Deutschen, wird in der Hochsaison täglich von über 1.300 Maschinen angeflogen. Eine unfassbar hohe Zahl mit einem noch höheren CO2-Ausstoß. Wer lieber mit Zug und Fähre anreist, tut dies zwar auch nicht zu 100 Prozent klimaneutral, aber doch deutlich weniger umweltbelastend als auf dem Luftweg. Warum Sie einen unschlagbaren Spottpreis und 2,5 Stunden Flugzeit gegen die längere Anreise auf Schienen und dem Wasser tauschen sollten? Ganz einfach: Weil allein der Weg ein Abenteuer ist. Das Unternehmen „Neue Wege Reisen“ organisiert z. B. seit über 30 Jahren nachhaltige Yoga- und Ayurveda-Reisen. Die eigene Finca auf

Spanien. Mallorca wird mit Solarstrom betrieben, setzt auf ressourcenschonendes Wohnen und regionale und saisonale Lebensmittel, teilweise aus eigenem Anbau. Denn bei diesem Reisespezialisten fängt das Bewusstseinstraining nicht erst In-House an und endet bei der Abreise. Es geht dem Unternehmen vielmehr auch darum, dass achtsam gereist wird. So ist es nur die logische Konsequenz, dass nicht nur der Aufenthalt vor Ort nachhaltig ist, sondern auch die Anreise. Fährverbindungen nach Mallorca gibt es ab Barcelona, Valencia, Gandia und Denia. Die Überfahrten dauern zwischen fünf und sieben Stunden – je nach Abfahrthafen und Fährunternehmen. Auch aus Frankreich startet eine Fähre. Die Fahrt von Toulon nach Alcudia im Norden Mallorcas dauert allerdings über zwölf Stunden. Aus Deutschland kommend ist die Fahrt ab Barcelona am sinnvollsten, auch weil die katalanische Hauptstadt ein absolutes Highlight ist. Von Wien aus ist ein Zwischenstopp in Mailand zu empfehlen. Mein persönlicher Tipp: Von Mailand ist man mit dem Schnellzug in knapp sechs Stunden in Toulon an der Côte d’Azur. Entlang der Mittelmeerküste ist das Vorankommen mit der Bahn unglaublich einfach. Außerdem ist diese Strecke wohl eine der schönsten Routen, die ich je mit dem Zug gefahren bin.
Süße Träume von Wien bis Split

Während Sie noch von Sonnenschein und der kroatischen Adria träumen, bringt Sie die EuroNight-Verbindung der ÖBB von Bratislava über Wien und Graz in nur einer Nacht nach Split. Kristallklares Wasser, Top-Gastronomie, Kulturgenuss und Natur pur machen Kroatien zum Urlaubsparadies. Mit seiner knapp 6.000 Kilometer langen Küste – die über tausend Inseln miteingeschlossen – ist Kroatien zurecht eine von Europas Trend-Destination geworden. Das kleine Land an der Adriaküste, das auf Sauberkeit an den Stränden besonders viel Wert legt, gehört zu den 30
wasserreichsten Staaten der Welt. Beim Urlaub in der historischen Stadt Split wird Geschichte

lebendig. In den verwinkelten Gassen Splits kann man sich herrlich verlaufen und immer wieder einen Blick auf das glitzernde Meer erhaschen. Besonders einladend für alle, die auch nachts noch auf den Beinen sind: Die Flaniermeile Riva an der von Palmen gesäumten Promenade des Hafens. Tagsüber darf man sich den Diokletianpalast aus dem vierten Jahrhundert nicht entgehen lassen, denn die weißen Gebäude des Palastes sind nicht nur spektakulär und Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, sondern waren auch „Game of Thrones“-Drehorte. Zum Sonnentanken bietet sich der hippe Sandstrand Bacvice an, wo das Wasser besonders türkis schimmert. Die größte Stadt Dalmatiens erreichen Sie bequem über Nacht. Mit den topmodern ausgestatteten ÖBB-Nightjets reisen Sie beispielsweise in 14 Stunden von Wien aus und erreichen am nächsten Morgen ausgeruht und entspannt Ihr Ziel – direkt im Zentrum. Auf ausgewählten Verbindungen können Sie auch Ihr Auto oder Motorrad im Zug mitnehmen.

SummerRail der DB
Mit der deutschen Bahn gelangt man ebenfalls an europäische Sehnsuchtsorte am Wasser, in den Bergen oder in verträumte Altstädte mit Nähe zum Meer. An die Aarhusküste an der dänischen Ostküste starten Sie beispielsweise fünf Mal täglich von Hamburg aus. Nur 20 Minuten Zugstrecke liegen zwischen Amsterdam und Almere, der jüngsten Stadt der Niederlande. Im Juli und August verkehrt der TGV zwischen Frankfurt und Bordeaux acht Mal täglich. Ins adriatische Cattolica gelangt man von München über Bologna mit dem Railjet 83.

Nachtreisekomfort mit den ÖBB
Durch die frühe Ankunft direkt im Zentrum der Zieldestination können Sie wertvolle Zeit und zusätzliche Hotelkosten sparen. Fahrgäste im Schlaf- und Liegewagen erhalten zudem ein Begrüßungsgetränk und morgens vor der Ankunft direkt im Abteil ein Frühstück serviert. Paris, Rom, Venedig, Cinque Terre, Rijeka, Zagreb und Split sind nur einige Sommerdestinationen, die angefahren werden. Umweltfreundlich in Richtung Urlaub wird in Wien, Salzburg, Linz, Graz und Innsbruck sowie Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, München und Stuttgart gestartet.
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