Die Ölheizung galt jahrzehntelang als ein echter Klassiker unter den etablierten Heizsystemen, nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auf der ganzen Welt. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich die Heizform durch, wenngleich sie anfangs einen harten Kampf gegen den damaligen Platzhirschen, die Kohleheizung, ausfechten musste.
Das änderte sich allerdings nach dem zweiten Weltkrieg. In den späten Vierziger- und vor allem den Fünfzigerjahren wurde beim Wiederaufbau vieler dem Krieg zum Opfer gefallenen Städte konsequent auf die Ölheizung gesetzt. Diese bot gleich mehrere Vorteile: Das mühsame Schleppen von Kohle entfiel, Ruß legte sich auch keiner mehr auf die Dächer und seinerzeit glaubten viele, es gäbe Erdöl im Überfluss.
Dass sich das als Irrtum herausstellen sollte, wurde spätestens bei der großen Ölkrise in den Siebzigern klar und nach und nach entpuppte sich mit Erdgas eine andere fossile Energiequelle in den Haushalten. Doch auch diese Heizform hat ein Ablaufdatum, wenngleich Stand heute noch beinahe jeder zweiter Haushalt mit Erdgas, Bioerdgas oder Flüssiggas geheizt wird.
In Neubauten werden dennoch beinahe keine Erdgas-Heizsysteme eingebaut, von Öl spricht im Jahr 2022 ohnehin niemand mehr. Stattdessen dominieren zahlreiche andere, zukunftsträchtigere Heizsysteme. Wärmepumpen, Pellets, Infrarotheizungen oder Solarthermen - die Liste an möglichen Optionen ist lange und jede hat ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile. Nachfolgend wollen wir Ihnen die verschiedenen Heizoptionen etwas näher vorstellen.
Wärme aus der Umwelt
Beginnen wir am besten mit der Wärmepumpe. Sie wird mit Strom betrieben und nutzt Umweltwärme aus dem Erdreich, aus dem Grundwasser oder schlicht aus der Luft. Das in der Wärmepumpe zirkulierende Kältemittel entzieht besagter Quelle Wärme und verdampft dabei. Der dabei entstehende Dampf wird in einem mit Strom betriebenen Kompressor verdichtet und die steigende Temperatur gibt diese Wärme über einen Wärmetauscher an das Heizsystem ab. Das Kältemittel wird dadurch wieder flüssig und der Kreislauf beginnt von vorne. Ist das Haus optimal gedämmt und verfügt es über Niedertemperatur-Wärmeabgabesysteme (wie etwa eine Fußbodenheizung), eignet sich die Wärmepumpe nahezu ideal.
Eigentlich ein optimales Heizsystem, wäre da nicht das Problem der Außeneinheit. Diese entwickelt nämlich eine gewisse Grundlautstärke, sodass vor der Installation unbedingt geprüft werden sollte, an welcher Position das Außengerät angebracht wird. Beachten Sie dabei jedoch nicht nur Ihren eigenen Garten samt Positionen etwaiger Schlafzimmer, sondern auch das Nachbargrundstück. Denn Sie wären nicht der erste Hausbesitzer, der sich nach intensiven Diskussionen und Streitigkeiten in einem Gerichtsverfahren mit dem Nachbarn wiederfindet.
Damit wird in Deutschland geheizt
Mit diesen Heizsystemen werden die 42,6 Millionen Wohnungen in Deutschland beheizt.
49,5 % | Erdgas, Bioerdgas und Flüssiggas |
25,0 % | Heizöl |
14,1 % | Fernwärme |
6,2 % | Sonstige (u. a. Holzpellets, Biomasse, Kohle) |
2,6 % | Wärmepumpen |
2,6 % | Strom |
➞ Quelle: BDEW Bundesverbund der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. Stand: 09/2021
Förderungen Deutschland
Wechsel von Gasheizung auf: | Förderung |
Gasbrennwertheizung „renewable ready“ | 20 % |
Gas-Hybridheizung | 30 % |
Erneuerbare Energien Hybridheizung (EE-Hybrid) | 35 % |
Solarkollektoranlage | 30 % |
Biomasse- oder Wärmepumpenanlage | 35 % |
Mit individuellem Sanierungsfahrplan | + 5 % |
Wechsel von Ölheizung auf: | Förderung |
Gasbrennwertheizung „renewable ready“ | 20 % |
Gas-Hybridheizung | 40 % |
Erneuerbare Energien Hybridheizung (EE-Hybrid) | 45 % |
Solarkollektoranlage | 30 % |
Biomasse- oder Wärmepumpenanlage | 45 % |
Mit individuellem Sanierungsfahrplan | + 5 % |
➞ Quelle: thermondo.de
Förderungen Österreich
Ersatz des fossilen Heizungssystems | - Klimafreundlicher Nah- & Fernwärmezuschuss - Hocheffizienter Nah- & Fernwärme- zuschuss - Holzzentralheizungsgerät - Wärmepumpe |
Solarbonus | Bruttokollektorfläche von mindestens 6 m² |
Nah/Fernwärme, Holzzentralheizung | bis zu 7.500 Euro |
Wärmepumpe | bis zu 7.500 Euro |
Nah/Fernwärme im Ortskern in Erdgas-versorgten Gebieten | bis zu 2.000 Euro |
Solarbonus | bis zu 1.500 Euro |
➞ Quelle: umweltfoerderung.at
Die Förderung ist mit maximal 50 % der förderungsfähigen Investitionskosten begrenzt.
Die endgültige Förderungssumme wird nach erfolgtem Heizungstausch und Vorlage der
Antragsunterlagen ermittelt und ausbezahlt.
Wärme aus der Ferne
Liegt vor dem Grundstück eine Fernwärme-Leitung, dann kann diese Heizmethode getrost als eine der am besten geeigneten Varianten für die eigenen vier Wände gesehen werden. In vielerlei Hinsicht wird die Fernwärme als das optimale Heizsystem angesehen. Vor allem der positive Umweltaspekt ist sehr hoch, da die Wärme, die dazu genutzt wird, das am Zielort benötigte Wasser aufzuheizen, als Abfallprodukt aus Industrieanlagen oder diversen Kraftwerken stammt. Im Haus entfallen fast alle Geräte, die Platz wegnehmen, keine hausinterne Wärmeanlage und keine Brennstofflagerung wird benötigt. Der Platzbedarf reduziert sich lediglich auf eine Übergabestation sowie eine Zentrale im Haus selbst. Das warme Wasser kommt an, wird dort für Warmwasser sowie das Heizen verbraucht und fließt abgekühlt über einen geschlossenen Kreislauf wieder zum Versorger zurück.
Der größte Nachteil ist definitiv die Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter. Dieser bestimmt monopolartig den Preis und mit Abschluss des Vertrages sind Sie ihm mehr oder weniger ausgeliefert. Außerdem entstehen beim Transport gewisse Wärmeverluste und Fernwärme ist bei weitem nicht überall verfügbar. Daher hängt die Wirtschaftlichkeit sehr stark von der Preisgestaltung des Versorgers ab, zudem besteht oftmals sogar eine Anschlusspflicht bei Neubausiedlungen, die ans Fernwärmenetz angeschlossen sind.
Wärme aus dem Wald
Auch wenn beim Verbrennen von Holz Kohlendioxid entsteht, so gilt der Brennstoff dennoch als zumindest CO2-neutraler Energieträger. Denn die beim Verbrennen entstehende Menge an Kohlendioxid hat der Baum in aller Regel bereits zu Lebzeiten aufgenommen und in Sauerstoff umgewandelt. Sollten Sie sich für einen Holzkessel entscheiden, beachten Sie bitte, dass Sie von Zeit zu Zeit nachlegen müssen, also den Kessel wiederbefüllen. Selbst Pelletskessel mit Wochenbehälter müssen regelmäßig, etwa einmal die Woche, von Hand aufgefüllt werden.
Alternativen
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die eigenen vier Wände mit Wärme und Warmwasser zu versorgen. So lässt sich etwa mit einer Solaranlage Warmwasser erzeugen - zumindest im Sommer - und im Winter kann das erhitzte Wasser dann dazu dienen, ein bestehendes Heizsystem zu unterstützen. Außerdem entscheiden sich immer mehr Hausbesitzer für eine Photovoltaikanlage, die zwar Strom und kein Warmwasser produziert, in Kombination mit einem Pufferspeicher sowie Heizstab jedoch sogar das Erhitzen von Wasser und somit den Betrieb von Fußbodenheizungen ermöglicht.
Egal für welches Heizsystem Sie sich entscheiden, in aller Regel handelt es sich bei einer Umrüstung um eine hochpreisige Investition. Daher sollten Sie in jedem Fall im Vorfeld prüfen, welche Formen der Förderung bestehen, egal ob von Bund, Land oder Kommune. Eine Übersicht der aktuellen Fördersätze in Deutschland und Österreich haben wir Ihnen auf der linken Seite zusammengefasst. Gerade in Zeiten von exorbitant steigenden Preisen für die unterschiedlichsten Anschaffungen kann sich sorgfältiges Anfragen sowie Preisvergleichen durchaus bezahlt machen.
CO2- Emissionen nach Heizungsart
So viele Tonnen CO2 produziert ein Haushalt im Jahr mit den unterschiedlichen Heizsystemen.
Haus mit Wärmepumpe und Ökostrom | 0,13 Tonnen Co2 |
Haus mit Wärmepumpe | 1,98 Tonnen Co2 |
Haus mit Erdgas | 2,59 Tonnen Co2 |
Haus mit Erdöl | 3,29 Tonnen Co2 |
➞ Quelle: polarstern-energie.de
Raus aus Öl und Gas?
Österreichs Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) verlängert die Förderungsaktion im Rahmen der bundesweiten Sanierungsoffensive aufgrund des großen Erfolges um weitere zwei Jahre.
Nähere Infos ➞ bit.ly/nl_bmk
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