Heilende Energie der Weiblichkeit
- Lisa Gutzelnig
- 18. Juni
- 5 Min. Lesezeit

In unserer Gesellschaft gibt es viele Herausforderungen, die Frauen aktuell daran hindern, ihre volle feminine Kraft zu leben.
Wir werden oft mit unrealistischen Schönheitsstandards, sexueller Idealisierung, dem Druck Mutter und Karrierefrau gleichzeitig zu sein sowie vielen anderen Themen konfrontiert. Über viele Generationen hinweg haben Frauen ihre verletzte Weiblichkeit verdrängt und folgen bis heute oft unbewussten Prägungen der Unterordnung und Aufopferung. Auf den folgenden Seiten widmen wir uns den Möglichkeiten, wie die moderne, bewusste Frau aus dem weiblichen Schmerz hinauswachsen und aus ihrer Yin-Kraft ein bewusstes Frausein gestalten kann.
Lustvoll leben
Vielen Frauen entwickeln sich heute mehr und mehr in eine selbstbestimmte Weiblichkeit, doch die Wunden der Herabwürdigung, Entwertung und ohnmächtigen Abhängigkeit tragen sie noch immer in sich. Denn die jahrhundertelange Unterdrückung weiblicher Freiheit und Entfaltung ist tief in dem Zellbewusstsein als Erinnerungsmahnmal ihrer Urahnen gespeichert. Das ist einer der Gründe, warum sich viele Frauen auch heute noch mit einem Leben, in dem sie möglichst wenig Widerstand generieren und eher funktionieren, als selbst gestalten, arrangieren. Wenn Frauen Aufmerksamkeit und Zuwendung nur über ihre verletzte Weiblichkeit erfahren, wandeln sich zutiefst weibliche Werte wie Fürsorge und Hingabe in ein Muster der Selbstaufgabe und Opferhaltung. Bewusstes Frausein bedeutet, sich über den weiblichen Schmerz zu erheben, indem sich die Frau in ihrer Weiblichkeit neu definiert und ausrichtet. Es geht darum, uns in unserer Yin-Kraft zu zentrieren und aus unserer weiblichen Essenz heraus dem Leben zu öffnen. Uns wieder mit den weiblichen Rhythmen zu verbinden und aus unserem tiefen Sein zu verwirklichen.
Verletzte Anteile wandeln
Doch um diese neue Weiblichkeit bewusst und erfüllt zu leben, brauchen viele Frauen erst einmal ein Grundverständnis für die Dynamik der weiblichen Energie und die Prinzipien von Yin und Yang. Sonst versuchen sie vergeblich, ihre verletzte Weiblichkeit mit männlichen Mechanismen (wie z. B. sich in die Arbeit zu stürzen oder sich mit vielen anderen Dingen abzulenken) zu befreien und bewegen ihre schmerzlichen Prägungen immer tiefer ins Leben hinein. Im Yin-Bewusstsein können wir unser Frausein in der Tiefe erfahren und die schöpferische Energie erwecken. Wieder kreativ werden, uns selbst entdecken, herausfinden, wer wir wirklich sind und die weibliche Kraft und Fülle, die unter unseren Wunden liegt, behutsam aufdecken. Die „erwachte“ Frau darf lernen: Wenn auch die sexuellen Energien wieder frei fließen können, folgt alles andere (wie z. B. finanzielle Fülle) nach. Für die erwachte Frau eröffnet sich ein sehr freies und selbstbestimmtes Leben.
Raus aus der Ohnmacht der modernen Welt

Frauen fühlen sich in einer Art Ohnmacht und von ihrer Kraft getrennt. Die Historie zeigt: Jahrhundertelang wurden Frauen ganz bewusst von Mächten denunziert, die Stellung der Frau und das Bewusstsein der weiblichen Kultur entwertet und untergraben. Und heute? Befinden wir uns in einem Zeitalter der Technik, der Wissenschaft und des Forschens. Alles erscheint analysierbar, erklärbar, beweisbar. Die Dynamik der Zeit erschlägt uns beinahe in einem Prozess von „höher, schneller, weiter”. Kosten werden optimiert, Gewinne maximiert. Auch die modernen Frauen passen sich diesem System an und verlieren. Allem voran die Verbindung zu sich selbst – verlieren die Anbindung nach oben, an das Göttliche in ihnen und somit die Verbindung zu unserem Planeten, Mutter Erde. Die Auswirkungen sind leicht zu erkennen: Die Menschheit verliert die Verbindung zum einzelnen Individuum. Menschen werden zu Faktoren in Unternehmen, ihre Arbeit dient der Gewinnmaximierung. Dies um jeden Preis, bis hin zur Erschöpfung. Weibliche Werte scheinen ihren Platz zu verlieren: Mitgefühl, Stille, Innehalten, Ruhen, Miteinander, Harmonie, Verbindung, Tradition und Natürlichkeit. Doch damit geriet rückblickend die Welt in eine Dysbalance.

Die Frau, die in ihrer weiblichen Urkraft ist, nimmt sich was sie braucht. Das ist weder peinlich, noch egoistisch noch unangemessen. Es ist selbstverständlich.

Die Heilung der weiblichen Energie und Kraft ist ein sehr individueller Prozess und kann sich nicht vom ersten Moment an toll anfühlen.
Wie funktioniert Heilung?
Um hochfliegen zu können, ist es essenziell wichtig, in die Tiefe zu gehen und zu erkennen, wo wir uns im Leben vielleicht noch selbst sabotieren und gerne Gründe finden, weshalb etwas nicht möglich ist. Diesen Schritt zu wagen, für sich als Frau loszugehen, braucht Mut und es wird Momente geben, wo sie zweifelt, wo sie alles hinschmeißen will. Aber das Fortschreiten wird sich lohnen. Egal, wie stürmisch es im Außen ist: Wenn Frau ihre innere Mitte, ihren Zugang zu ihrer Weiblichkeit gefunden hat, kann sie alles schaffen. Sie kann das Leben jederzeit wie einen süßen Pfirsich genießen. Sie ist ganz im Leben zuhause und angekommen. Sie nimmt sich, was sie braucht. Viele Frauen hoffen immer noch darauf, dass ihnen das Schicksal, ein Mann oder die berufliche Entfaltung das geben, was sie brauchen. Bescheiden, als seien sie in ihrem Leben lediglich zu Besuch, warten sie geduldig darauf. Verständlicherweise meist vergebens. Die „erwachte“ Frau wartet nicht, bis ihr Dinge offeriert werden. Sie ist in ihrem eigenen Leben zuhause. So schafft sie sich alle Möglichkeiten, die ihr guttun. Sie sagt deutlich, welche Arbeit sie tun möchte und schafft sich selbst ihr berufliches Umfeld. Diese Frau weiß, was sie braucht und macht sich selbst die kostbarsten und wertvollsten Geschenke: Blumen, gute Kleidung, schöne Schuhe oder köstliches Essen. Sie erfüllt sich ihre Bedürfnisse und Wünsche. Sie ist nicht darauf angewiesen, dass ein Mann ihr gnädig etwas gibt. Sie macht sich in der Erfüllung ihrer Wünsche und Bedürfnisse von niemanden abhängig. Die Frau, die in ihrer weiblichen Urkraft ist, nimmt sich was sie braucht. Das ist weder peinlich, noch egoistisch noch unangemessen. Es ist selbstverständlich. Es hat damit zu tun, erwachsen und wirklich zuhause angekommen, zu sein. Wer zu Besuch in einem fremden Haus ist, der wartet höflich darauf, dass ihm Getränke, Essen oder ein Schlafplatz angeboten werden. Wer aber das Haus selbst bewohnt, nimmt sich selbstverständlich von alldem, was er oder sie braucht. Wer also in seinem eigenen Leben und auf der Welt zuhause ist, weiß, dass für sich selbst alles da ist, was er oder sie braucht.
Individueller Prozess
Die Heilung der weiblichen Energie und Kraft ist ein sehr individueller Prozess und kann sich nicht vom ersten Moment an toll anfühlen. Doch versuchen Frauen es, fühlt es sich wie eine Einladung an. Die Einladung an sich selbst, sich selbst zu entdecken und zu erkennen, dass es sie auf dieser Erde nur einmal gibt. Die neu „erwachte“ Frau folgt ihren eigenen inneren Gesetzen, ihrer eigenen Wildheit. Sie lebt ihre Fantasien und ist sich selbst eine Bereicherung. Großzügig gönnt sie sich von allem das Beste. Treten Schwierigkeiten auf, wenn z. B. andere Menschen ihre Transformation nicht erkennen oder sie nicht erwacht sehen wollen, sondern funktionierend, dann ist das nicht ihr Problem. Denn sie hat sich als moderne Frau entschieden, das zu leben, was in ihr ist und sie ist letztendlich ausschließlich sich selbst Rechenschaft schuldig
Fazit
Die Frauen der neuen Zeit schälen sich aus den alten Mänteln heraus, wie ein Schmetterling aus seinem Kokon. Sie suchen ihren eigenen, weiblichen Weg. Und da hier keiner den roten Teppich ausrollt, ist es mühsam. Sie bekommen dafür auch keinen Applaus. Immer wieder greifen alte Muster und Glaubenssätze. Die Frau der neuen Zeit jedoch macht sich davon frei, sucht sich ein wohlwollendes Umfeld – einen Kreis oder eine Community, die sie dabei stärkt. Gelingt das nicht auf Anhieb, sollte sie Sanftheit walten lassen und Selbst-Mitgefühl trainieren. Denn die meisten Frauen hatten keine Vorbilder für natürliche, tiefe Weiblichkeit. Sie wurden und werden auch heute noch unterdrückt, klein gehalten, begrenzt. Sie sehen sich mit einer unendlich langen Tradition in der Gesellschaft und in den Familien konfrontiert, die sich weiterhin fortsetzt. Doch ist es der Zeitgeist, der sanft, aber kontinuierlich hin zum Weiblichen atmet. Der das Yin in Erinnerung ruft. Damit sind gleichzeitig die Frauen gerufen.
Kraft des Yin
Der Begriff „Yin“ ist vom chinesischen Prinzip Yin und Yang abgeleitet. Yin steht für weibliche, weiche und passive Energien. Yang repräsentiert das Männliche, Dynamische und Kraftvolle. Frauen können mit Achtsamkeitspraktiken, Meditation und Yin-Yoga in Ihre Kraft finden. Und indem sie kontinuierlich gelernte gesellschaftliche Traditionen überwinden und ihre Weiblichkeit neu definieren.

Der weibliche Weg als Pfad des Yin ist ein fühlender Weg, der in die Tiefe führt und in der eigenen Tiefe die Verbindung sucht: Den Kontakt mit dem weiblichen Bewusstsein.
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