Die Weltbevölkerung steuert mit Riesenschritten auf acht Milliarden Erdenbürger zu, die runde zehn wird um 2050 herum vermutet. Doch können bestehende Agrarsysteme in Zeiten von Überfluss in der westlichen Welt und Hungersnöten in Entwicklungsländern diese Zunahme stemmen? Nachhaltig leben wagt den Ausblick.
Gegenwärtig hat man als Mitteleuropäer das Gefühl, dass es Lebensmittel und Güter für den täglichen Bedarf im Überfluss gibt. An jeder Ecke gibt es einen Supermarkt, Discounter überschwemmen die Randgebiete und Speckgürtel der Städte und nicht zuletzt finden sich zahlreiche Lebensmittel auch auf diversen Marktständen an belebten Plätzen in Innenstädten. Ebenso verhält es sich mit fließendem Wasser. Haben wir an einem heißen Sommertag Durst, steht uns in de facto jedem Einfamilienhaus fließendes und sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Kristallklar und in der Regel frei von schädlichen Keimen. Kurzum: jederzeit trinkbar.
Solche Dinge sind für uns im 21. Jahrhundert selbstverständlich, daran wird weder gerüttelt, noch steht das für uns zur Debatte. Der Zugang zu Wasser und Lebensmittel muss immer und überall gewährleistet sein. Dass das nicht überall so ist, wissen wir zwar alle insgeheim, allerdings tangiert es uns oftmals nur peripher.
Doch was wäre, wenn es auch bei uns in Mitteleuropa plötzlich zu einer Lebensmittel- und Wasserknappheit kommen würde? Führen Sie sich noch einmal die Hochwasserkatastrophe, die vergangenen Sommer Westdeutschland heimgesucht hat, vor Augen. Da wurden ganze Landstriche dem Erdboden gleichgemacht, hunderte Kilometer Wasserleitung und Kanalrohre unterspült und beschädigt, Straßen weggeschwemmt und Supermärkte vernichtet. Plötzlich brauchte es die Bundeswehr und unzählige freiwillige Helfer, die die Betroffenen im Krisengebiet mit dem Nötigsten versorgte – und das teilweise wochenlang.
Das Mehr an Produktion
Freilich wollen wir den Teufel nicht an die Wand malen und glücklicherweise funktioniert die Versorgung in unseren Breitengraden in der Regel tadellos. Aber eben nicht in allen Regionen unseres Planeten. In zahlreichen Ländern in Afrika, Südostasien oder Südamerika mangelt es an eben solchen lebenswichtigen Lebensmitteln oder schlichtweg an Wasser.
Und nach einer langen Einleitung kommen wir endlich zum Punkt, auf den wir hinauswollen: Die Weltbevölkerung ist im Steigen begriffen, gerade in den Entwicklungsländern nimmt die Population exponentiell zu. Und da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Wie wollen wir es in ein paar Jahrzehnten schaffen, zehn Milliarden Menschen auf unserem Planeten, auf die wir aller Voraussicht nach zusteuern, zu ernähren?
Zahlreiche Ökonomie-Experten zweifeln stark daran, dass bestehende Agrarsysteme die Produktion von Lebensmitteln in der benötigten Menge stemmen können. Und da die Flächen, die sich als landwirtschaftlich nutzbar eignen, begrenzt sind, muss das Mehr an Produktion durch effizientere Nutzung der bestehenden Infrastruktur und Gegebenheiten gestemmt werden. Zumindest bis zu einem bestimmten Grad. Im Moment ist es ja sogar so, dass die Agrarproduktion einen nicht unwesentlichen 58 Nachhaltig leben Faktor im Zusammenhang mit Umwelt- und Klimabelastung darstellt. Dennoch besteht riesiges Potenzial darin, sich als innovative Zukunftsbranche zu etablieren. Dabei entstehen zweifelsohne auch diverse Spannungsfelder. Auch wenn künftig Effizienz und Nachhaltigkeitskriterien im Vordergrund stehen, so muss die Agrarwirtschaft der Zukunft auch die Globalisierung im Auge haben sowie Regionalisierung und Urbanisierung beachten. Einen breiten Konsens zu finden, der allen Parteien gerecht wird und dabei die verschiedenen Verbraucherbedürfnisse abdeckt, dürfte sich als schwierig erweisen
So entwickelt sich die Weltbevölkerung bis ins Jahr 2100
Zahlreiche Demografieforscher zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sich die globale Population in den nächsten 80 Jahren entwickeln wird. Im Wesentlichen bestehen drei Modelle, wobei die meisten Experten den 10-milliardsten Erdenbürger zwischen den Jahren 2050 und 2060 zur Welt kommen sehen.
Zauberwort Effizienz
Da die globale, landwirtschaftliche Nutzfläche begrenzt ist, können die demografischen Steigerungen nur durch mehr Effizienz und Nachhaltigkeit abgefangen werden.
Ein Fußballfeld pro 200 Kilo Rind
In jedem Fall sollte die globale Fleisch- und Futtermittelproduktion hinterfragt werden. Alleine die Fleischproduktion hat sich in den vergangenen 50 Jahren dem Weltagrarbericht zufolge nahezu vervierfacht, von 84 Millionen Tonnen 1965 auf fast 330 Millionen im Jahre 2017. Allerdings eignet sich ein Großteil des globalen Weidelandes vor allem in Trockengebieten fast ausschließlich zur landwirtschaftlichen Nutzung, was das Umdenken nicht gerade einfacher macht. Da für die Produktion von einem einzigen Kilogramm Rindfleisch allerdings rund 22 Kilogramm Treibhausgase entstehen, beinahe 10 Kilogramm Getreide,15.000 Liter Wasser und 50 Quadratmeter Fläche benötigt werden, entpuppt sich das Rind als wahrer Klimakiller und sollte in Anbetracht der Wertschöpfung definitiv bekämpft werden. Eingangs haben wir von Effizienz gesprochen, welche in der Agrarwirtschaft Einzug halten muss. Und so verhält es sich auch bei der Verwertung des Zuchtviehs. Es darf nicht sein, dass Tiere in Südamerika hochgezüchtet werden und dann per Containerschiff zum Schlachter nach Asien gebracht werden, weil sich dort pro Rind ein paar Cent sparen lassen. Ebenso muss künftig noch eindringlicher darauf geachtet werden, dass alle verwertbaren Teile des Tiers auch tatsächlich genutzt werden, in welcher Form auch immer. Der Trend ging ja auch in dieser Disziplin in den letzten Jahren eher in eine andere Richtung.
Jeder ist gefordert!
Es wird aber nicht reichen, nur die Stellschrauben der Agrarwirtschaft anzuziehen. Vielmehr ist es erforderlich, dass auch in der Weltbevölkerung und da speziell in den westlichen Ländern ein Umdenken stattfindet. Schon heute leiden weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen an Übergewicht, während etwa 800 Millionen Menschen von Hunger bedroht sind. Und die Schere geht in Rekordgeschwindigkeit immer weiter auseinander. Die Kunst wird es sein, die Einschränkungen der Industrienationen so gering wie möglich zu halten und dabei die verschiedenen Verbraucherbedürfnisse auch in den Entwicklungsländern zu befriedigen. In diesem Segment ist vor allem die Politik gefragt, die mit unterschiedlichen Mitteln in den Globalisierungsprozess eingreifen kann. Dies können etwa Förderungen und Unterstützungen sein. Besser noch nachhaltige Anreize wie etwa die Sicherstellung der Wasserversorgung auch in entlegenen Gebieten oder das Durchsetzen einer fairen Bezahlung in Ländern der dritten Welt. Denn durch den demografischen Wandel wird die Bevölkerungszunahme vor allem auf dem afrikanischen und asiatischen Kontinent stattfinden. Zahlreiche namhafte Experten gehen auch davon aus, dass wir einen Teil der Lösung, wie in Zukunft 10 Milliarden Menschen ernährt werden sollen, noch gar nicht auf dem Schirm haben. Denn in Zeiten, wo bereits heutzutage veganer Fleischersatz in tausenden, wenn nicht zigtausenden Haushalten des Landes zum Alltag dazugehört, kann auch das zum Gamechanger mutieren. Erwiesenermaßen ist die Produktion solcher Produkte, sofern sich die Abnahmemengen zumindest annähernd in Sphären von Fleisch- und Wurstproduktion entwickeln, sogar kostengünstiger. Davon ist gegenwärtig in den Supermarktregalen jedoch noch nichts zu merken. Und wer weiß: Vielleicht schaffen es noch weitere kulinarische Exportschlager ferner Länder wie Heuschrecken oder sonstige Insekten irgendwann auch zu globalen Ehren? Davon geben tut es in jedem Fall genug.
Bewusster und schlauer
Jeder Mensch kann im Supermarkt frei entscheiden, welche Produkte und von welchen Hersteller er kauft. Die Verantwortung eines jeden wird in Zukunft noch wichtiger sein als bisher.
Achten Sie auf Bio-Siegel
Wer beim Einkaufen Bio-Lebensmittel in den Wagen packt, ist in Sachen Nachhaltigkeit schon auf dem richtigen Weg. Da die Worte "Bio" und "Öko" gesetzlich geschützt sind, geben das EU-Bio- sowie das deutsche Bio schon einen guten Ersteindruck.
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