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„Verbindende Kraft des gemeinsamen Kochens“ Interview mit Ina und Ute Peppersack von CiaoBella

Autorenbild: Michaela HocekMichaela Hocek

In Drei Sätzen

Mit dem Verein „Über den Tellerrand“ fördern die beiden gemeinschaftliche Kochprojekte mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Platz genommen wird an mobilen Küchen, die dank Open-Source-Bauplan nachgebaut werden können. Das Projekt soll weit über die Landesgrenzen Berlins hinauswachsen.



Bella und Bolle - die mobilen Handwagenküchen


„Bella“ entstand aus der Masterarbeit von Ute Peppersack im Rahmen ihres Studiums im Eco-Social Design in Bozen. Sie ist für zwölf Personen geeignet. In Bozen, Berlin, München und Köln fanden mit ihr 2023 und 2024 etwa 50 Kochveranstaltungen statt. Die kleinere Version „Bolle“ kann acht Gäste versorgen



Wann und wie ist die Idee zum Verein „Über den Tellerrand e. V.“ entstanden?


Die Idee entstand 2013 im Rahmen eines Studierendenprojekts an einer Berliner Universität. Zu dieser Zeit erlebte Europa eine große Welle an Neuankömmlingen, die 2015 ihren Höhepunkt erreichte. Die Studierenden, tief berührt von der Situation und dem Wunsch, aktiv zur Integration beizutragen, organisierten gemeinsame Kochabende mit den Menschen auf dem Oranienplatz. Dabei erkannten sie die verbindende Kraft des gemeinsamen Kochens. Durch das Teilen von Rezepten und persönlichen Geschichten entstand ein Austausch auf Augenhöhe, der Brücken zwischen verschiedenen Kulturen baute. Heute gibt es bereits 40 Ableger des Vereins in verschiedenen Städten, welche die Idee weitertragen und lebendig halten.


Wie viele Reisen/Events haben Sie letztes Jahr mit den mobilen Küchenprojekten „Bella“ und „Bolle“ absolviert?


Die „Ciao Bella Tour“ führte uns im Sommer 2023 mit der mobilen Fahrradküche durch Berlin, München und Köln. Ziel der Tour war es, das Netzwerk des Vereins zu stärken und gleichzeitig Nachhaltigkeitsthemen wie die Nutzung lokaler und saisonaler Produkte, vegane Ernährung und regenerative Landwirtschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Wir entwickelten und erprobten interaktive Eventformate und laden zur Nachahmung ein. Zusätzlich hatten wir eine Kooperation mit BAUHAUS, die durch den Gewinn des „Social Design Awards“ zustande gekommen ist. (Zusammen mit dem SPIEGEL vergibt BAUHAUS jedes Jahr den Social Design Award für Projekte, die Eigeninitiative und Gemeinwohl fördern.)


Welches Feedback der Menschen ist am wertvollsten für Sie?


Das wertvollste Feedback für uns kann man nicht direkt messen: Es sind die schönen Momente und Begegnungen, die entstehen. Besonders berührend ist es, wenn wir zufällig erfahren, dass durch unsere Kochabende Freundschaften entstanden oder sogar Jobs vermittelt wurden. Natürlich schätzen wir auch das direkte Feedback zu unseren Rezepten. Da wir viel Zeit und Liebe in die Entwicklung unserer Gerichte stecken, freut es uns enorm, wenn die Menschen sie genießen und die Rezepte zu Hause nachkochen. Uns begeistert die Idee, dass unser Open-Source-Ansatz andere inspiriert. Ein weiteres Highlight ist, wenn Teilnehmer:innen den Wert lokaler und saisonaler Lebensmittel zu schätzen lernen und entdecken, wie viel besser frisches Gemüse vom Acker schmeckt und wie wichtig es ist, Alternativen zu industriellen Ernährungskreisläufen zu finden. Melanie (56) in Mannheim sagte beispielsweise erstaunt: „Wow, ich hätte nie gedacht, dass man Knollensellerie als Fischersatz nutzen kann!“


Der Bauplan von „Bella“ und Eventformate stehen als Open-Source-Materialien Interessent:innen zur Verfügung. Es gibt bereits Nachbauten in Köln und München innerhalb des Vereins.
Der Bauplan von „Bella“ und Eventformate stehen als Open-Source-Materialien Interessent:innen zur Verfügung. Es gibt bereits Nachbauten in Köln und München innerhalb des Vereins.

Was macht ein Festtagsmenü für Sie aus? Wie kochen Sie im Alltag?


Für uns entsteht es, wenn alle zusammenkommen und sich einbringen – sowohl beim Kochen als auch beim Genießen von gemeinschaftlichen Gerichten. Wir lieben es, wenn die Tafel lang ist und für alle Platz bietet. Manchmal haben wir sogar eine kleine Regel bei unseren Events: „Do not serve yourself“: Dann bestückt jede:r den Teller, den Taco, das Pitabrot, das Manakish, die Pizza etc. für jemand anderen.


Traditionen und Rituale geben einem Fest besondere Tiefe, verbinden uns mit den Menschen und Jahreszeiten. Der Unterschied zum Alltag: An Festtagen achten wir noch mehr auf Saisonalität und die Herkunft unserer Zutaten. Es fühlt sich besonders an, ein Fest mit dem zu feiern, was die Natur gerade bietet. Im Alltag hingegen sind wir flexibler und praktischer – da darf es auch mal schnell gehen. Wir sind große Fans von leckeren One-Pot-Gerichten wie Curries, Eintöpfen, Pasta und Suppen.


Welche Projekte stehen 2025 an?


Wir möchten „Bella“ noch häufiger zum Einsatz bringen. Zudem arbeiten wir daran, zusätzliche Fördermöglichkeiten zu finden, um das Projekt über Berlin hinaus auszuweiten.


 


Vom Acker auf den Teller


Das Ziel von Ina und Ute Peppersack ist es, dieses Prinzip noch stärker zu verankern und mit regionalen Höfen und Community-Ackern, frische Lebensmittel in Kochprojekte einzubinden. Im Rahmen der Kampagne „Selbst gemacht tut gut” gemeinsam mit BAUHAUS wurde im Sommer in Berlin und Mannheim gemeinsam mit Teilnehmer:innen Gemüse aus Nachbarschaftsgärten oder dem eigenen Anbau verkocht.


insta: @_bella_bolle

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