Hobbysportler:innen, Cityflitzer:innen und Genussradler:innen können sich freuen, wie unsere Rundschau in der Branche gezeigt hat.
Nachdem die Leidenschaft für das Radfahren, sowohl mit als auch ohne Elektrounterstützung, ungebrochen ist, haben wir beschlossen, uns nach den neuesten Entwicklungen in Sachen Nachhaltigkeit umzusehen und wurden vom Ideenreichtum der Hersteller:innen, Veranstalter:innen und Dienstleister:innen nicht enttäuscht. Beginnen wir mit dem Gebrauchtmarkt für E-Bikes. Denn dieser war noch nie so attraktiv und transparent wie heute. Positiv von Kund:innen wahrgenommen wird das Eingehen auf spezielle Wünsche hinsichtlich Größe, Modell und Marke sowie kompetente Beratung.
Die zirkulären Geschäftsmodelle nehmen stetig zu. So hat das deutsche Unternehmen Rebike über 2.000 generalüberholte Modelle im Angebot. Sven Erger, Rebike-COO und Co-Gründer, erklärt den Erfolg so: „Sie können sofort online bestellt und innerhalb weniger Tage geliefert werden. Wir beobachten: Die Kunden schätzen die Sicherheit, die wir als professioneller Anbieter beim Gebrauchtkauf bieten. Garantie, Kundenservice, Kaufberatung, Rückgabemöglichkeit, professionelle Testberichte, ehrliche Produktbeschreibungen und viele positive Kundenbewertungen schaffen ein Vertrauen, das vielen Menschen bisher gefehlt hat, um ein gebrauchtes E-Bike von privat zu kaufen.“ Spezialisiert hat sich Rebike auf ein bis drei Jahre alte E-Bikes aus beendeten Dienstrad-Leasingverträgen. Sie werden im hauseigenen Refurbishment generalüberholt.
Spannend ist auch die kürzlich geschlossene Kooperation mit Decathlon Deutschland, dessen Online-Marktplatz den Second Use-Bereich um Refurbished Premium-E-Bikes erweitert hat.
Einfacher Online-Verkauf
Auch Upway hat sich darauf spezialisiert, brachliegende E-Bikes zu revitalisieren. Nicht mehr benötigte Elektrofahrräder werden durch das Online-Ausfüllen eines Fragebogens und den Upload eines Fotos ohne viel Aufwand kategorisiert und deren Wert bestimmt. Dazu werden Daten wie Baujahr, Modell und gefahrene Kilometer sowie die Bewertung von Motor, Mechanik und Optik abgefragt. Nach dem wenige Minuten dauernden Prozess wird ein unverbindliches Kaufangebot gestellt. Kommt man miteinander ins Geschäft wird das E-Bike direkt von zuhause abgeholt. Aktuell sind insbesondere City- und Trekking-E-Bikes von Cube sowie Cargobikes der Marken Urban Arrow und Tern gefragt. Nach dem Ankauf wird eine umfassende Wiederaufbereitung in Angriff genommen, um die Modelle für den Wiederverkauf inklusive einjähriger Garantie fit zu machen. Das Unternehmen wurde im Juli 2021 von Toussaint Wattinne und Stéphane Ficaja in Paris gegründet. Seit Juni 2022 ist das französische Start-up auch auf dem deutschen Markt aktiv und betreibt eine eigene Werkstatt in Berlin.
Nachhaltige Activewear
Mit „The Cyclist“ hat Nadine Schratzberger, Inhaberin des Labels Montreet, die perfekte Radjacke für Damen und Herren aus recycelten Materialien designt. Sie ist für jede Wind- und Wetterlage geeignet – dank der Option den Rückensaum zu verlängern, die Ärmel abzuzippen, Lüftungsschlitzen und Eingriffstasche am Rücken und Armelbündchen sowie Handrückenschutz. Die Nähte sind verklebt, die Reißverschlüsse wiederverwertet und Oberstoff, Membran sowie Futter aus recycelten und recycelbaren Stoffe sind PTFE- und PFC-frei.
Unverfälschter Geschmack
Immer mit dabei beim Radfahren ist eine Trinkflasche. Die Macher von Keego haben ein langlebiges und quetschbares Modell aus reinem Titan erfunden, das plastikfreien Geschmack garantiert und zudem nachhaltig ist. Sie lässt sich einfach reinigen und hält bis zu fünf Mal länger als andere quetschbare Trinkflaschen.
Mit Muskelkraft und Leidenschaft
Ganz ohne Strom kommen die Räder der Marke Bici Bavarese aus. Der Münchner Rennrad- und Gravelbike-Spezialist ist auch für seine restaurierten Vintage-Rennräder und qualifizierte Fahrradwerkstatt bekannt. Außerdem sind die nachhaltigen Kollektionen – auch Eigenkreationen – von Fahrradtrikots bis Urban Wear und das Café im Universitäten- und Museen-Viertel sehr beliebte Anknüpfungspunkte, um immer wieder vorbeizuschauen. Die Gründer Max Reiß und Florian Merhart schaffen es, mit einer Atmosphäre aus bayerischen und italienischen Einflüssen ihre Community bei Laune zu halten.
Leidenschaft zeigte auch der Hamburger Albrecht Schnitzer, als er mit 88 Jahren wie man landläufig meinen möchte, endgültig dem Fahrradalter entwachsen war. Doch statt sich auf den Rollator zu stützen, entwickelte er das „Sollso“-Laufrad für ältere oder durch eine Behinderung eingeschränkte Menschen. Gleichgewichtssinn und Beweglichkeit werden damit auf schonende Weise trainiert. „Hauptsache kein Stillstand, sondern Bewegung“ ist seine Devise und die Geschichte zur Namensfindung ergab sich spontan. Als Schnitzler mit seinem „Prototyp“ – seinem alten Rad samt abmontierter Kette und Pedale – unterwegs war, rief ihm ein Passant zu: „Kaputt oder soll so?“ und er antwortete: „Soll so.“ Das speziell entwickelte Carbongefährt mit zwei Bremsen wiegt nur 5,2 Kilogramm, sein:e Benutzer:in verliert nie den Boden unter den Füßen, kommt entspannt und mit wenig Kraftanstrengung voran und sitzt dabei ganz bequem im Sattel. Es ist TÜV-geprüft, für Körpergrößen von 1,35 bis 1,75 Meter geeignet und bis zu 100 Kilogramm Körpergewicht konzipiert. Und da Laufräder nach der Straßenverkehrsordnung auf den Gehweg gehören, entfallen mit ihnen viele typische Gefahren des Radfahrens auf Radwegen und Fahrbahnen.
Wider die Bewegungseinschränkung
Mobilität im Alter ist das A und O, um weiter aktiv am Alltag teilhaben zu können. Nachdem der Hamburger Rentner Albrecht Schnitzer anfangs einfach von seinem Rad Kette und Pedale abmontieren ließ, wurde er letztendlich Unternehmensgründer. Gemeinsam mit seinem Sohn Heinrich entwickelte er das leichte Carbonlaufrad „Sollso“ für ein leichtes und sicheres Vorankommen. Es ist optimal, wenn das Radfahren für ältere Menschen aufgrund schwacher Beine und weniger gut ausgeprägtem Gleichgewichtssinn zu unsicher wird.
Zirkulär unterwegs
„Rebike“ ist nach eigenen Angaben Deutschlands größtes Recommerce-Unternehmen für E-Bikes und auf die Wiederaufbereitung, Online-Vermarktung und Logistik spezialisiert. Im Bild zu sehen ist ein Check im Refurbishment-Center Kempten. rebike.com
Gutes Equipment zählt
Neben dem Rad an sich gilt es auch, eine Reihe von Accessoires mit sich zu führen, will man gut versorgt unterwegs sein. Auch in diesem Bereich ist die Auswahl an nachhaltigen Produkten groß. Das Unternehmen Keego beispielsweise setzt auf quetschbare Trinkflaschen mit einem Innenleben aus Titan, das hygienisch und geschmacksneutral ist, da ich keine Lebensmittel-Partikel festsetzen und dadurch auch keine Bakterien bilden können. Der ökologische Fußabdruck wird durch die Langlebigkeit gesenkt. Auf BPA, BPS und BPF, Weichmacher, Phtalate und Polycarbonat wird bewusst verzichtet. Beeindruckend ist auch das geringe Gewicht von 86 Gramm der 750ml-Flasche.
Im Bereich Radtaschen und Fahrradrucksäcke sind beispielsweise deuter und Valkental innovative Anbieter, die auf hohe Multifunktionalität und Recyclingmaterialien setzen. Wichtig ist in diesem Bereich, die sichere Anbringung am Rad, aber auch der körperschonende Transport abseits von Sattel und Gepäckträger.
Bezüglich Sicherheit ist das Thema Fahrradhelm unumgänglich. Hier sind einige verlässliche Hersteller wie Affenzahn mit bunten Recyclingmodellen für Kinder oder auch Burner Helmet für Erwachsene eine gute Anlaufstelle. Das Berliner Unternehmen hat sich eingehend mit der Thematik Nachhaltigkeit beschäftigt und setzt auf recyceltes Styropor für die Schale und recyceltes veganes Leder für die Riemen. Die Helme wiegen nur 250 Gramm. Es wird ein Helmtausch-Programm geboten und durch die Zusammenarbeit mit den Partnern „Clean Hub“ und „Plastic Fischer“ werden Projekte, die die Ozeane von Plastik befreien und dazu beitragen die Biodiversität unter Wasser zu erhalten, unterstützt.
3in1-Multitalent
Die wasserdichte „ValkPro“-Fahrradtasche aus recyceltem Plastik von Valkental ist als Fahrradtasche oder gepolsterter Rucksack einsetzbar und hat auch einen Umhängegurt. Das Füllvolumen beträgt 22 bis 26 Liter. Ein Laptopfach bis 15 Zoll und eine Netztasche im Inneren sowie ein diebstahlsicheres Geheimfach und Getränketaschen sorgen für Sicherheit und Ordnung.
Eventtipps Bereit für eine Challenge?
Giro Bavarese
Quasi ein Italo-bajuwarischer Fahrradtraum ist der jährlich stattfindende Giro Bavarese. Es handelt sich dabei um eine Ausfahrt mit historischen Rennrädern. Zur Orientierung, welche Drahtesel darunter zu verstehen sind: Sie müssen beim Erstkauf noch mit DM, Schilling, Lire oder Francs etc. bezahlt worden sein. Die Route führt rund um den Tegernsee, Spitzingsee und Schliersee. Bei der Premiere 2018 waren rund 100 Teilnehmer:innen dabei. Das diesjährige Ziel ist es, die 1.000er Marke zu knacken und nicht nur die größte Sportveranstaltung im Tegernseer Raum, sondern auch die größte VintageRad-Veranstaltung Deutschlands zu werden.
Das Begleitprogramm in Oedberg/Ostin kann sich ebenfalls sehen lassen: Großes Outdoor-Festgelände, Campingzone, Biergarten, Spielplatz/Actionpark für Jung und Alt, Flohmarkt mit Vintage-Radkleidung und -rädern u.v.m.
Wann | 29./30. Juni 2024 |
Wo | Oedberg, Deutschland |
Strecke | 45 km, 65 km oder 100 km Strecken durch das Alpenvorland rund um den Tegernsee |
Link |
Dolomitenradrundfahrt und SuperGiroDolomiti
Diese zwei Radmarathons in den Osttiroler und Kärntner Naturlandschaften inmitten der Lienzer Dolomiten sind ambitionierten Radsportler:innen und Radprofis vorbehalten.
Wann | 8./9. Juni 2024 |
Wo | Lienz, Österreich |
Strecke | 112 km mit 1.870 Höhenmetern oder 128 km mit 5.450 Höhenmetern |
Link |
VeloCity
Zum dritten Mal startet das Radsport-Event für die ganze Familie. Mitten durch die Stadt und vorbei an viel Grün und etlichen Sehenswürdigkeiten - gänzlich ungestört von Ampeln und Autoverkehr.
Wann | 4. August 2024 |
Wo | Siegessäule/Brandenburger Tor, Berlin, Deutschland |
Strecke | Kids & Youth, 60 km oder 100 km |
Link |
Nachhaltige Sportmode
Aber auch bei der Funktionskleidung gibt es neben der Nachhaltigkeit im Sinne der traditionellen Handwerkskunst, lokaler und umweltfreundlicher Materialien sowie der Abwendung von Massenproduktion weiterführende Trends. Innovative Rohstoffe wie z. B. Biokunststoffe aus Algen erobern das Terrain, durch 3D-Druck und wassersparende Färbetechniken werden Ressourcen geschont. Rückgabe- und Reparaturmöglichkeiten sowie der Versand in wiederverwendbaren Retourenverpackungen sind ebenso Fortschritte wie vollständige Recyclingfähigkeit oder biologische Abbaubarkeit.
Hier wollen wir zwei Unternehmen exemplarisch nennen, da sie uns mit ihrer Schnittführung und Firmenphilosophie ins Auge gestochen sind. Das Wiener Label Montreet hat sich mit seiner Radjacke „The Cyclist“, die durch Details wie den verlängerbaren Rücken und dem Handrückenschutz einen Namen bei all jenen gemacht, die auch bei Regen mit ihrem Drahtesel ausreiten. Das Verdener Unternehmen Triple2 hat sich auf Premium-Radbekleidung für Road-, Mountain- und Gravelbike spezialisiert, um umweltfreundliche Fahrraderlebnisse zu ermöglichen. Zum Einsatz kommen Materialien wie Bio-Baumwolle, Isolation aus Wolle, nachwachsende Holzfasern – Tencel, recycelte Fischernetze – Econyl oder auch recyceltes Polyester.
Vorbildwirkung im Business
Als Spezialist für Mobilitätsdienstleistungen für E-Bikes im Businessbereich in Deutschland, Österreich, Belgien, den Niederlanden, Tschechien, Frankreich und Italien hat movelo bereits mehr als 10.000 Tonnen CO2 eingespart.
Gebraucht, aber nicht wertlos
Upway ist ein Spezialist, der den Verkauf nach der Wiederaufbereitetung alter E-Bikes für deren ehemalige Besitzer:innen übernimmt. Das unverbindliche Kaufangebot für das loszuwerdende Elektrofahrrad wird nach wenigen Schritten online mit Eingabe einiger Eckdaten und dem Upload eines Fotos übermittelt. Bei Zustimmung organisiert Upway die Abholung von zuhause. In einer spezialisierten Werkstatt wird jedes Modell einer 20-Punkte-Inspektion, elektronischer Diagnose und mechanischer Überprüfung unterzogen.
Kilometer machen
Wer sich dann also bestens ausgestattet auf Radtour begibt, benötigt auch eine adäquate Unterkunft. Hier kann man sich in nachhaltigen und fahrradfreundlichen Unterkünften einbuchen, die sich teilweise auf Plattformen wie Green Pearls, Bio Hotels oder Change Maker Hotels finden lassen. Gute Orientierung bieten außerdem Fahrradhotelzertifizierungen des ADFC – Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. In diesen Häusern können Radsportbegeisterte sicher gehen, dass abschließbare Fahrradräume, Reparatursets, Trockenräume und vollwertige wie stärkende Verpflegung angeboten werden.
Schließen wollen wir diese Story mit einem Satz von Ernest Hemingway, weil wir es nicht besser hätten sagen können: „Beim Radfahren lernt man ein Land am besten kennen, weil man dessen Hügel empor schwitzt und sie dann wieder hinuntersaust.“
Bikeclub: Abonnieren statt kaufen – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft
m Alter von zwei bis 16 Jahren wechseln Kinder rund sechs Mal ihr Lauf- oder Fahrrad. Im Idealfall werden die zu klein gewordenen Modelle an Geschwister oder Freundeskinder weitergegeben oder weiterverkauft. Wer auf hochwertige Qualität bei Rädern setzt, weiß: Jeder Wechsel geht ordentlich ins Geld. Dieser Ausgangslage sahen sich auch die begeisterten Radfahrer Alexandra und James gegenüber, als sie 2016 die Idee hatten, den Fahrradverleih Bike Club zu gründen. Heute ist daraus ein Aboservice geworden. Zurückgegebene Fahrräder werden geprüft, aufgearbeitet und einer neuen Familie angeboten.
Zugriff auf Premium-Marken
Über den Abo-Service lassen sich High-End-Bikes wie Academy, Woom, Cube, Puky und Forme bequem mieten und eintauschen. Das Prinzip ist ebenso einfach wie genial: Jedes Kind nutzt immer die richtige Fahrradgröße, ohne dass die Eltern ein neues kaufen müssen. Das bedeutet gleichzeitig, dass alte (Lauf-)Räder nicht mehr ungeliebt, rostig oder kaputt herumstehen, sondern von hauseigenen Bike Club-Mechaniker:innen fachkundig überholt werden. Das Geschäftsmodell ist somit Teil der Kreislaufwirtschaft, in der Ressourcen und Materialien so lange wie möglich genutzt werden, um Abfälle zu reduzieren. Erhältlich sind Laufräder, Einstiegsräder, Cross-, City- und Mountainbikes ab 5,99 Euro monatlich auf
Die Idee
Bike Club ist ein monatlicher Aboservice für Kinderräder, bei dem Mitglieder Zugang zu den besten und leichtesten Modellen erhalten und sie einfach gegen ein neues eintauschen können, wenn die Kinder größer werden.
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