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Margrit de Colle im Interview: „Ein bisserl fühle ich mich inzwischen als Blumen-Befreierin.“

  • Autorenbild: Michaela Hocek
    Michaela Hocek
  • 19. Juni
  • 3 Min. Lesezeit
Österreichs erste Bioblumen Unternehmerin und Soziologin feiert mit ihrem SlowflowerProjekt „Vom Hügel“ in diesem Jahr ihr 20-Jahr-Jubiläum.
Österreichs erste Bioblumen Unternehmerin und Soziologin feiert mit ihrem SlowflowerProjekt „Vom Hügel“ in diesem Jahr ihr 20-Jahr-Jubiläum.

Wie ist die Slowflower-Bewegung entstanden und wie haben Sie Ihre Liebe dazu entdeckt?

In der Slowflower-Bewegung treffen sich die Blumenkinder, Menschen die Blumen lieben, gerne mit Schnittblumen arbeiten und gestalten und die sich dafür einsetzen, dass Nachhaltigkeit nicht nur auf die Kulinarik beschränkt bleibt. Jede Revolution braucht Mitstreiter:innen und auch ein Bewusstsein in der Bevölkerung – je mehr nachhaltige Blumenfreund:innen, umso besser. Ich habe schon als Kind erfahren, welche Wirkung Blumen auf Menschen haben können. Ich denke da an meine Uroma im Garten beim Hegen und Pflegen ihres Nelken Beetes, umrahmt von Schleierkraut, meine Oma beim Spazierengehen und Entdecken jeder zarten Blüte am Wegesrand oder meine Mama bei den Besuchen von Gärtnereien, die selbst noch kultivieren. Dieser Geruch von Erde und frischen Pflanzen ist einzigartig – besonders in den Wintermonaten. Ich selbst sehe mich selbstvergessen beim Auswählen und Pflücken auf der Blumenwiese. Ein bisserl fühle ich mich inzwischen als Blumen Befreierin: Unsere Bio-Blumen wachsen befreit aus Industrieglashäusern bei uns am Feld – erlöst von Infusionsschläuchen und verwöhnt mit gutem Boden, Regenwasser und Sonne, anstatt in Mineralwolle wachsend und mit Nährlösung ernährt. Sie werden nicht von der Giftspritze, sondern von Hummeln, Bienen und Marienkäfern besucht. Solche Blumen wecken weiterhin Gefühle in uns, begleiten unsere Rituale und markieren besondere Momente in unserem Leben. Mit diesen Blumen wollen wir uns umgeben, denn hier liegt die ursprüngliche natürliche Kraft versteckt.


Worauf ist beim Kauf von Schnittblumen und Gräsern besonders zu achten?

Wichtig ist das Nachfragen. Welche Wege, welche Geschichten stecken in der Lieferkette? Wer hat die die Schnittblumen, wo unter welchen Bedingungen kultiviert? Etc. Und es gibt natürlich auch Labels wie die Bio-Zertifizierung, Slow Flowers, Fairtrade – und ein Label ist besser als keines.


Celosien, Dahlien und Co.: Schnittblumen können auch selbst nachhaltig und regional im Garten, in Balkonkisten oder auf einem Blumenacker angebaut werden. Mit Frühlingsboten, sommerblühenden Zwiebelpflanzen über Blühstauden bis hin zu dekorativen Gräser- und Getreidesorten wird das ganze Jahr über mit frischen oder Trockenblumen das Zuhause belebt und verschönert.
Celosien, Dahlien und Co.: Schnittblumen können auch selbst nachhaltig und regional im Garten, in Balkonkisten oder auf einem Blumenacker angebaut werden. Mit Frühlingsboten, sommerblühenden Zwiebelpflanzen über Blühstauden bis hin zu dekorativen Gräser- und Getreidesorten wird das ganze Jahr über mit frischen oder Trockenblumen das Zuhause belebt und verschönert.

Gladiolen und Dahlien sind für mich untrennbar mit dem Vorgarten meiner Uroma verbunden. Sind diese regional und besonders leicht zu pflegen?

Ja, genau. Und Nelken mit Schleierkraut. Dahlien sind überhaupt die besten Partner im Schnittblumenbeet. Keine Blume erfreut uns mit so reicher Vielfalt, einer extrem langen Blüteperiode und unerschöpflich vielen Stielen.


Wieviel Platz benötigt ein Blumenbeet im Garten? Wie groß muss der „grüne Daumen“ sein?

Ein Schnittblumenbeet kann ähnlich wie ein Gemüsebeet oder auch sehr gut in Kombination mit diesem angelegt werden. Bereits wenige Beete ermöglichen die Ernte von einigen Kübeln Schnittblumen in der Woche. Dazu braucht man eher Freude und Durchhaltevermögen als den „angeborenen grünen Daumen“. Für den Start ist eine Auswahl an Blumen ideal geeignet, die leicht zu ziehen sind und die viele Blüten produzieren wie zum Beispiel Zinnien, Dahlien und Schmuckkörbchen (Cosmos). Von einer einzigen Zinienpflanze kann man bei guter Kultur etwa 15 bis 30 Blüten schneiden. Mein Tipp: Jeweils fünf Pflanzen Kosmeen, Zinien und Sonnenblumen sowie eine Handvoll Dahlien setzen. Duftwicken zum Klettern, ergänzt mit ein paar Töpfen Kräutern und Zwiebelpflanzen sind auch eine Möglichkeit.


Gibt es Möglichkeiten der Schnittblumenzucht für den Balkon?

Ja, auch hier wären große, vor allem tiefere Tröge denkbar. Wer nur eine kleine Fläche zum Einpflanzen der Zwiebel zur Verfügung hat, oder Gefäße bepflanzen möchte, der sollte die sogenannte Lasagne-Methode nutzen. Bei dieser Methode stapelt man die Zwiebel und Knollen in der Erde. Das sorgt dafür, dass es auf einer sehr kleinen Fläche länger blüht.


Nachhaltige Schnittblumen – Margit De Colle
Nachhaltige Schnittblumen – Margit De Colle

Blumenfreuden das ganze Jahr: Welche Blüher und Gräser lassen sich am besten für Trockenblumen und Gestecke verwenden?

Blühstauden und Sommerblumen, Blüten in verschiedenen starken Farben, die sowohl im Frühling, im Sommer und im Herbst aus dem Garten geerntet werden. Strohröschen, Limonium und Gomphrena sind typische altbewährte Beispiele. Aber auch Pfingstrosen und Dahlien entfalten getrocknet einen besonderen Charme. Hinzu kommen Blätter, Zweige, Kräuter, Gräser und Samenstände in Braun-Grünschattierungen mit deutlich stillerer Aussage.

 
 
 

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