Lebenskosmos Tiny House
- Lisa Gutzelnig
- 15. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Die meisten Befürworter:innen verbinden mit der Idee vom Mini-Haus eine eigene Philosophie: Sie möchten sich bewusst dafür entscheiden, mit wenig Wohnraum und wenig Besitztümern auszukommen und sich vielleicht sogar ein Stück aus der Gesellschaft zurückziehen. Ihr Traum ist es, möglichst einfach und autark auf einem eigenen Stückchen Grün zu leben. Doch bei der praktischen Umsetzung gibt es einige Hürden zu überwinden. Bei vielen Herstellern stieg die Nachfrage nach Tiny Houses mit einer Wohnfläche unter 40 Quadratmetern innerhalb eines Jahres um mehr als 30 Prozent, während sie zeitgleich bei größeren Häusern zurückging. Angesichts steigender Energiepreise hoffen die Interessenten, durch die geringe Wohnfläche den Energieverbrauch zu senken und dadurch Kosten zu sparen. Doch sind Tiny Houses tatsächlich energieeffizienter als andere Hausformen?

Bedingt nachhaltig
Nicht nur die Qualität, sondern auch die Menge der verarbeiteten Baustoffe spielt eine Rolle bei der Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Hauses. Da ein Tiny House praktisch nur aus Außenwänden besteht, ist auch der Rohstoffverbrauch pro Quadratmeter höher als bei einer gleich großen Wohnung. Ein Tiny House kann natürlich nachhaltig aufgebaut und betrieben werden. Mit nachhaltiger Energieerzeugung und nachhaltigen Baustoffen schneidet ein Mehrfamilienhaus mit ähnlich kleinen Wohneinheiten besser ab, verbraucht es unterm Strich aufgrund des Bauens in die Höhe weniger Boden. Im Vergleich zu einer Wohnung hat das Tiny House einen etwa doppelt so hohen Energiebedarf, denn auch an der Dämmung hapert es bei vielen Tiny Houses. Daher ist darauf zu achten, dass durch den Einsatz ökologischer Baustoffe oder erneuerbarer Energien, wie einer Photovoltaik Anlage, die Energiebilanz zu verbessern. Beispielsweise könnte es ein mit Schafwolle gedämmtes Holzhaus sein, dessen Energieversorgung durch Biogas oder grünen Strom erfolgt. Wenn es auf nachhaltige Flächennutzung ankommt, so sollten Tiny Houses nur dort stehen, wo für andere Häuser kein Platz
ist.

Weniger ist mehr
Das Leben auf reduzierter Wohnfläche gibt dem Minimalismus eine Chance. Der begrenzte Wohnraum begünstigt einen reduzierten Lebensstil, denn jede Anschaffung muss schon aus Platzgründe wohl überlegt sein. Das Tiny House steht also per se für die nachhaltige Lebensweise ihrer Bewohner:innen, ganz nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Es kann aber auch allgemein für einen sinnvollen Denkanstoß stehen, der vor Augen führt, welches Potenzial und wie viel Wohnkomfort in der Reduktion auf das Wesentliche steckt. Das Feeling kann beim Probewohnen oder auch in den Ferien auf Campingplätzen, wo Tiny Houses oft schon als fixe Unterkünfte Gäste erwarten, um ihnen neue Urlaubserlebnisse zu bescheren, ausprobiert werden. Die Raffinesse steckt im Detail und gut durchdachten Designideen und einem ganz individuellen Wohngefühl.
Was kostet ein Tiny House?
Ein schlüsselfertiges Tiny House kostet in der Regel zwischen 50.000 und 130.000 Euro – je nach Ausstattung, Größe und Materialqualität. Do-it-yourself-Bauten sind günstiger, verlangen aber handwerkliches Geschick und Zeit. Nicht vergessen: Auch Grundstück, Erschließung und ggf. Stellplatzmiete schlagen zusätzlich zu Buche.
Darf man einfach irgendwo ein Tiny House hinstellen?
Ganz so einfach ist das nicht. In Deutschland unterliegt auch das Wohnen im Tiny House dem Baurecht. Das heißt: Eine Baugenehmigung ist in vielen Ländern in fast allen Fällen erforderlich. Für mobile Tiny Houses, die auf Rädern stehen, gelten außerdem Vorschriften der Straßenverkehrsordnung – inklusive TÜV und Kennzeichen.
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