Dass es in diesem Jahr auf der IFA, der weltweit größten Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik, ein eigenes „Sustainability Village“ gegeben hat, zeigt eine positive Tendenz für die nahe Zukunft.
Energiesparen, Umweltschutz und das Forcieren einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft waren Top-Themen bei der IFA. Nahezu alle der 2.059 Aussteller beschäftigen sich aktuell mit diesen Bereichen, aber dazu später im Detail. Ein Highlight der Berliner Messe war u. a. das „Sustainability Village“ mit einer von Freiwilligen betriebenen Reparaturwerkstatt, einem eigenen Ausstellerbereich und umfassendem Konferenzprogramm. Es zeigte, dass das Thema Nachhaltigkeit bei den Herstellern auf der Prioritätenliste – nicht zuletzt aufgrund der steigenden Kundennachfrage – beständig nach oben wandert. Außerdem wird mithilfe von Treedom, der weltweit ersten digitalen Baumpflanzungsplattform, zudem der erste „IFA-Wald“ mit 5.000 Bäumen gepflanzt. Die Besucher konnten sich kostenlos eine Pflanze abholen, die einen Treecode trug, mit dem beim Einlösen ein Baum in einem der internationalen Projekte von Treedom gepflanzt wird. Ein Baumtagebuch wird den Besitzer mit Neuigkeiten von den Bauern, die den eigenen Baum gepflanzt haben, versorgen. Weiters war das 100 Quadratmeter große „House of smart Living“ des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik), ZVEH (Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke) und ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) zu besichtigen, das mit intelligentem Energiemanagementsystem, Photovoltaikanlage, Wärmepumpe, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, Smart-Health-Innovationen wie Sensorböden für Sturzerkennung etc. ausgestattet war. So wurde gezeigt, wie Elektrifizierung, Digitalisierung und moderne Gebäudetechnik bis zu 65 Prozent den Energieverbrauch senken können und so ein wertvoller Beitrag zur Klimaneutralität geleistet werden kann.
Noch sparsamer, noch effizienter
Dieser Trend zeigte sich bei den Haushaltsgeräten ganz deutlich. Das Drehen der Stellschrauben bei Energieeffizienz, fortschrittlichen Dämm- und Kühltechnologien und Smart-Home-Lösungen sowie das Senken der Lärmpegel von Geräten zahlen sich aus und erhöhen die Lebensqualität. Die Electrolux Group stellte beispielsweise die „AEG EcoLine“ vor, die die ressourceneffizientesten Geräte des Unternehmens umfasst und mit Top-Performance beeindrucken. Im Bereich Waschmaschinen bedeutet das eine bessere Energiebilanz als die derzeit beste A-Einstufung und Funktionen wie „AutoDose“ für weniger Waschmittelverbrauch oder „UltraWash“, bei dem die Kleidung bei 30 °C gereinigt wird und auch 30 Prozent an Energie gespart wird. Die „AEG EcoLine“-Wäschetrockner mit Wärmepumpentechnologie sparen bis zu 68 Prozent Energie im Vergleich zu herkömmlichen Modellen.
Intelligente Küche
In Siemens „Gardens of Intelligence“ war die Küche zentraler Treffpunkt für Technologieinteressierte. Denn das mit KI-vereinfachte und per „Home Connect“-App gesteuerte Alltagsleben ist eine ansprechende Vision für das eigene Zuhause. Egal, ob es sich dabei um die Gerichterkennung im Backofen – 40 Speisen sind bereits identifizierbar – und den Vorschlag zur passenden Zubereitung, das temperaturgesteuerte Kochfeld, der sich selbstreinigende Kaffeevollautomat oder eine neue Geschirrspüler-Generation handelt. Spannend ist auch, dass Reparatur- und Updatemöglichkeiten sowie längere Ersatzteilgarantien zukünftig eine größere Rolle spielen werden. Samsung ist mit seinen „Bespoke Dual Cook“-Backöfen in der Speisezubereitung durch die Vernetzung über SmartThings interessant. Per App werden die Zubereitung überwacht und gesteuert, personalisierte Rezept-Empfehlungen ausgesprochen und per Smartwatch können z. B. Rezeptempfehlungen direkt an den Backofen gesendet werden, der automatische Voreinstellungen übernehmen kann. Bei Liebherr heißt die neueste Innovation „BluRox“. Dabei handelt es sich um eine Vakuum-Perlit-Technologie, die das Kühlen und Gefrieren durch eine neue Form der Kälteisolierung revolutioniert. Statt Polyurethan-Schaum wird mit einem fein gemahlenen Lavagestein gedämmt. Das schafft höchste Energieeffizienz und um rund 20 Prozent mehr Platz im Inneren bei gleichbleibenden Außenmaßen. Zudem ist das kompakte Kühltechnik-Modul leicht austauschbar und wiederverwendbar.
Gemütliches Zuhause
Im „Net Zero House“ von LG war mit der Home Energy Plattform ebenfalls zu erleben, wie ein umfassendes Energiemanagement, Heizung und Kühlung, ein Energiespeichersystem und die Luft-Wasser-Wärmepumpe „Therma V AWHP“ ineinandergreifen. Außerdem ist die Plattform mit „LG ThinQ Energy“ kompatibel, die es von überall aus per Smartphone ermöglicht, alle intelligenten Geräte zu steuern, Energiespeicherung und -verbrauch zu überwachen. Gemütlich wurde es auch beim Wellbeing-Profi Beurer. Neben dem EMS-Trainingssuit „Antelope“ und dem Notfallarmband EC 70 weckte vor allem die „Green Planet“-Range unser Interesse. Sie umfasst eine Wärmezudecke, ein Heizkissen und ein Wärmeunterbett aus 80 bis 100 Prozent recyceltem Material. Im TV-Bereich wollen wir hier exemplarisch den NanoQLED-Fernseher „Vision 8+ London CQA40“ von Grundig herausgreifen, weil die Rückwand zu 30 Prozent und die Lautsprecherboxen zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff bestehen. Weitere Energiespar-Features sind der „Ambient Light“-Eco-Sensor und der Eco-Button der Fernbedienung, der den Energieverbrauch bei entsprechenden Einstellungen bis zu 23 Prozent senkt.
Weitere Entdeckungen
Ein Blickfänger in pinkem Flieder ist das reparierbare Nokia G42 5G „So Purple“. Die Rückseite besteht zu 65 Prozent aus recycelten Materialien und durch die „QuickFix“-Reparaturfunktion können gesprungene Bildschirme, defekte Ladeanschlüsse und schwache Akkus eigenhändig ausgetauscht werden. Mit fünf Jahren Garantie und acht Jahren Sicherheitsupdates sowie tauschbaren Bauteilen wie Display, Akku oder Kamera beeindruckte auch das fair produzierte „Fairphone 5“, das in Mattschwarz, Himmelblau oder Transparent erhältlich ist und zu 70 Prozent aus recycelten Fokus-Materialien wie z. B. Gold, Kobalt, Lithium, Kunststoff besteht. Die Tech-Lifestylebrand Vonmählen stellt Gadgets für Smartphones von Schutzhüllen über Speaker und Ladekabel bis zu Ladeadapter her. Uns gefiel der wasserresistente Rucksack „Horizon“ mit integrierter USB-C-Ladebuchse, der zum Teil aus recycelten Materialien (RPET) gefertigt ist, besonders gut. Umweltbewusste Partyfans werden bei JBL fündig, wo drei neue WLAN-Lautsprecher mit automatischer Klangoptimierung im Stil der 1970er-Jahre präsentiert wurden, die großteils aus Recyclingmaterial bestehen und Airplay- und Chromecast-Streaming unterstützen. Die neuen Solargeneratoren der Plus-Serie von Jackery sind ebenfalls gut für unterwegs, z. B. beim Camping, zu gebrauchen. Sie sind per App steuerbar und für Geräte von 300 bis 2.000 Watt geeignet. Die eingesetzten Lithium-Eisenphosphat-Akkus sind zwar schwerer als Lithium-Ionen-Akkus, aber dafür langlebiger. Für Balkone und Terrassen hat Technaxx einen Tisch entwickelt, dessen Tischplatte aus Solarmodulen besteht, die im aufgestellten Zustand bis zu 410 Watt liefern können – außerhalb der Essenszeiten versteht sich.
LG stellte auf der IFA das „Net Zero House“ mit Home Energy Plattform vor, die Energiemanagement, Heizung und Kühlung etc. vereint.
Die Ober- und Unterseite des „Green Planet“-Heizkissens von Beurer besteht zu 100 % aus recyceltem Material.
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