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AutorenbildLisa Gutzelnig

Heimisches Superfood - nachhaltige Kraftpakete aus unserer Region

Avocados, Chiasamen, Açai: Superfoods stecken voller wichtiger Nährstoffe, stärken das Immunsystem und sind die Stars unserer Frühstücksbowls. Viele dieser Lebensmittel müssen allerdings einen weiten Weg zurücklegen, bevor sie bei uns ankommen. Und nicht nur das: Um der Nachfrage in Industrieländern nachzukommen, werden weltweit große Flächen Wald gerodet und Lebensräume zerstört, um die beliebten Superfoods anzubauen. Die gute Nachricht: Es gibt heimische Alternativen.


Der Klimawandel verändert nicht nur, wo wir unsere Kleidung kaufen, wie wir wohnen oder uns fortbewegen, sondern auch, was wir essen. Für viele ist klar: Kein billiges Fleisch, keine Eier aus Bodenhaltung und am besten Lebensmittel ohne Zusatzstoffe sowie Obst und Gemüse in Bio-Qualität. Als besonders nährstoffreich gelten Superfoods wie Chiasamen, Avocado, Moringa, Quinoa, Acai- und Gojibeeren, denen zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden: Sie sollen beispielsweise beim Abnehmen helfen, die Abwehrkräfte stärken, die geistige Leistungsfähigkeit steigern oder sogar gegen Krebs wirken. Wissenschaftliche Belege für diese Versprechungen fehlen jedoch meist.


Hinzu kommt, dass sie meist aus fernen Ländern stammen und einen sehr langen Weg zurücklegen müssen, bis sie auf unserem Teller landen. Das verursacht erhebliche Emissionen, die das Klima belasten. Auch fallen die Exoten immer wieder durch hohe Pestizidrückstände negativ auf und werden oft zu übertriebenen Preisen angeboten. Wir stellen Ihnen heimische Alternativen vor.


Leinsamen statt Chiasamen


Bereits vor 5.000 Jahren schätzten die Mayas und Azteken Chia-samen als Grundnahrungs- und Heilmittel. Auch hierzulande finden sie seit Jahren eine wachsende Anhängerschaft, nicht zuletzt, weil sie mit Lob überschüttet werden. In der Tat bieten sie Vitamine, Mineralstoffe und jede Menge Ballaststoffe, Eiweiß sowie Omega-3-Fettsäuren – genauer gesagt die Alpha-Linolensäure.


Obwohl Leinsamen eher unscheinbar wirken, können sie es locker mit der mexikanischen Ölsaat aufnehmen: Sie sind ballaststoffreich und liefern vergleichbar viele Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Lediglich bei Calcium haben Chiasamen die Nase deutlich vorn. Leinsamen enthalten ebenfalls viel Calcium und Eiweiß und man kann sie – ähnlich wie Chiasamen – gut ins Müsli oder ins Brot geben oder Leinsamen-Öl verwenden, das ist besonders reich an Omega-3-Fettsäuren. Auch als veganer Ei-Ersatz eignen sie sich.


Tipp: Damit wir die gesunden Inhaltsstoffe aufnehmen können, sollte das heimische Superfood geschrotet sein. Denn seine Schale ist noch härter als die von Chiasamen.


 

Kürbiskerne und Erbsen vs. Avocados


Gesunde Fette, leicht zuzubereiten und so gut! Ihren großen Boom hat die Avocado mittlerweile hinter sich, beliebt ist sie aber nach wie vor. Abgesehen davon, dass es gar nicht so einfach ist, den perfekten Reifegrad zu erwischen, kann man die Frucht auf unterschiedliche Arten zubereiten und jede Mahlzeit des Tages damit verfeinern. Anbau und Anbaugebiete bringen aber Minuspunkte: Avocados kommen meist aus Übersee. Ihr Anbau geht mit einem hohen Wasserverbrauch (1.000 Liter pro Kilogramm) einher, führt zu großflächigen Waldrodungen und auch dazu, dass Großkonzerne oft Kleinbauern vertreiben. Wer trotzdem nicht auf gesunde Fette verzichten und damit etwas für seine Herzgesundheit tun möchte, kann sich diese von Kürbiskernen aus Österreich holen. Auch sie haben einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Daraus kann man aber keine Guacamole machen!? Stimmt, aber Erbsen sind hier ein guter, heimischer Ersatz. Man findet sie in jedem Supermarkt und sie enthalten jede Menge Vitamine und Mineralstoffe.



 

Hirse vs. Quinoa


Vegetarier und Menschen mit Zöliakie sind oft große Fans des Superfoods Quinoa. Denn die kleinen Körnchen liefern nicht nur eine Menge Eisen und Eiweiß, sondern sind auch glutenfrei. Das Problem: Das Pseudogetreide kommt meist aus Südamerika. Nährstofflieferanten ohne Gluten gibt es zum Glück aber auch aus Österreich und Deutschland. Die heimische Hirse ist glutenfrei, besonders eisenreich und enthält dazu noch eine gute Menge an Eiweiß für alle, die auf pflanzliche Proteine setzen. Das Herkunftsland spielt übrigens nicht nur in Bezug auf den CO2-Ausstoß beim Transport eine wichtige Rolle, sondern auch beim Einsatz von Pestiziden. Denn oftmals werden in Übersee diverse Pestizide beim Anbau angewendet, die in der EU aus gesundheitlichen Gründen längst verboten sind. Ein weiterer Pluspunkt für die Hirse.



 

Heidel-/Blaubeeren vs. Açaibeeren


Mmmh, Açaibeeren … Warum sind die nochmal so gesund? Antioxidantien ist hier das Stichwort. Ihren Ruf als brasilianische Wunderfrucht verdanken Acaibeeren in erster Linie ihren Anthocyanen. Hierbei handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die den Beeren ihre violette Farbe verleihen. Im Körper wirken sie antioxidativ, das heißt, sie fangen freie Radikale ein, die im Übermaß Zellen und Erbgut schädigen können. Gleichzeitig kommen in den Beeren viele Mikronährstoffe wie Eisen, Magnesium, Calcium, Vitamin C sowie A vor. Açaibeeren sollen eine besonders hohe Konzentration davon aufweisen und unserem Körper damit helfen, freie Radikale loszuwerden. Diese entstehen bei Entzündungen oder durch äußere Einwirkungen wie zum Beispiel Rauchen und UV-Strahlung. Antioxidantien fangen sie ab, bevor das passiert. Das bringt uns zur Alternative Heidel- bzw. Blaubeeren. Denn sie sehen dem hochgepriesenen Superfood aus Mittel- und Südamerika nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sie sind auch ebenso reich an Antioxidantien, regional und sogar günstiger.


Übrigens enthalten auch andere blaue oder violette Obst- und Gemüsearten wie Auberginen, Holunderbeeren, Johannisbeeren, Trauben und Rotkohl diese Pflanzenstoffe. Regionale Superfoods haben zudem einen entscheidenden Vorteil: Sie sind frisch. Açaibeeren hingegen werden gefriergetrocknet, zu Pulver oder zu Fruchtmark verarbeitet, um den langen Transport zu überstehen. Doch mit jedem Verarbeitungsschritt können Vitalstoffe verloren gehen.

 

Johannisbeeren vs. Gojibeeren


Chinesische Gojibeeren kommen hierzulande meist nur noch als Extrakte an. Zudem wurden in Gojibeeren wiederholt Pestizidrückstände gefunden. Seitdem sind die Beeren schwer unter Beobachtung. Wer nach einer anderen Beere mit viel Geschmack und reich an Vitamin C sucht, wird bei der schwarzen Johannisbeere fündig. Ja, es gibt mittlerweile auch Gojibeeren aus heimischen Anbau, wir empfehlen aber vorsichtshalber immer einen genauen Blick auf das Herkunftsland auf der Packungsrückseite. Gojibeeren versprechen zahlreiche Vorteile für Herz-Kreislauf-Gesundheit und sollen sogar den Alterungsprozess verlangsamen. Laut deutscher Verbraucherzentrale konnte die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA dies allerdings nicht nachweisen. Es sieht sogar so aus, als würde der hohe Vitamin-C-Gehalt der Gojibeere aus China durch zugesetzte Vitamine erreicht werden. Dann also lieber gleich die schwarze Johannisbeere aus unseren Breiten. Auch interessant: Paprikaschoten enthalten fast dreimal so viel Vitamin C wie Gojibeeren.

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