Warum sollte man sich über die Nachhaltigkeit von Banken Gedanken machen? Weil solche Finanzinstitute das Geld, das wir bei ihnen deponieren, natürlich nicht etwa einfach für uns aufbewahren, bis wir es benötigen, sondern stattdessen mit diesem Geld Investitionen tätigen.
Dass diese Investitionen möglichst hohe Erträge erzielen, liegt prinzipiell im Interesse sowohl der Banken als auch ihrer Kunden. Allerdings sind viele lohnende Investitionen moralisch fragwürdig. Nicht jeder Bankkunde ist über den Gedanken erfreut, dass mit seinen Ersparnissen Unternehmen gefördert werden, die beispielsweise Waffen herstellen oder Kohlekraftwerke betreiben oder zweifelhafte Vorstellungen von Menschen- und Arbeitsrechten haben.
Nachhaltige, ethische oder grüne Banken achten daher darauf, dass bei ihren Investitionen und auch bei ihren Kreditvergaben keine Unternehmen Berücksichtigung finden, deren Aktivitäten in ökologischer oder sozialer Hinsicht schädliche Auswirkungen haben. Ergänzend dazu fördern diese Banken in der Regel Unternehmen, die sich für nachhaltige oder soziale Wirtschaftspraktiken engagieren.
Wachsendes Interesse
Das Interesse der Kunden an nachhaltigen Finanzdienstleistungen wird immer größer: Laut der „Global Sustainability Study 2021“ der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners ist Nachhaltigkeit bei Finanzdienstleistungen für 44 Prozent der Befragten ein wichtiges Kaufkriterium. 35 Prozent sind auch bereit, für diese Nachhaltigkeit einen höheren Preis zu bezahlen. Obwohl das gar nicht mal immer nötig ist. Denn Girokonten bei nachhaltigen Banken sind in der Regel nicht kostspieliger als vergleichbare Konten bei herkömmlichen Geldinstituten.
Unsere Kriterien
In Deutschland und Österreich gibt es ein gutes Dutzend Banken, die ihre eigene Vorgehensweise ausdrücklich als nachhaltig oder ethisch bezeichnen. In unserer Übersicht haben wir uns auf sechs Banken konzentriert, die nicht nur mit Nachhaltigkeit werben, sondern auch alltagstauglich sind – in dem Sinne, dass sie auch Girokonten anbieten.
Um die Nachhaltigkeit der einzelnen Finanzinstitute zu beurteilen, haben wir die zehn Ausschlusskriterien verwendet, die rechts im gleichnamigen Kasten aufgeführt sind.
Auf die Finger schauen
Begriffe wie „nachhaltig“, „grün“ und „ethisch“ sind nicht genau definiert oder gesetzlich geschützt. Die Banken haben also einen relativ großen Entscheidungsspielraum beim Festlegen, was als unterstützungs- oder aber als kritikwürdig gilt.
Es ist daher sehr ratsam, sich vor der Entscheidung für eine nachhaltige Bank auf ihrer Web-Site genauer darüber zu informieren, welche Geschäftsfelder dazu führen, dass Unternehmen von Krediten und Investitionen ausgeschlossen werden.
Wer das nicht tut, der riskiert, mit seinen Spareinlagen Ideologien oder Entscheidungen zu unterstützen, die nicht mit den eigenen Überzeugungen übereinstimmen. Es gibt beispielsweise nachhaltige Banken, die Gentechnik, Tierversuche zu medizinischen Zwecken, Verhütungsmittel, Abtreibungen, Atomkraft und Rüstung als Ausschlusskriterien verwenden. Und zu diesen Themen kann man ja durchaus unterschiedliche Meinungen haben.
Modellkunde
Die meisten Banken bieten verschiedene Arten von Girokonten an. Um die Kosten zumindest einigermaßen miteinander vergleichen zu können, haben wir uns bei jeder Bank für dasjenige Konto entschieden, das unserem Beispielkunden die niedrigsten Gebühren verursacht.
Dieser Beispielkunde ist 30 Jahre alt, erhält regelmäßig Gehaltszahlungen auf sein Konto und ist dazu bereit, das Konto ausschließlich online zu führen. Er benötigt pro Jahr 240 Lastschriften und Gutschriften, erledigt 24 Überweisungen und möchte 24-mal Bargeld abheben. Zusätzlich zu der Girocard der Bank will er eine Kreditkarte verwenden.
Bargeldquellen
Bei einigen der Banken handelt es sich um Direktbanken, die also kein Filialnetz unterhalten. Für das Abheben von Bargeld muss dies nicht unbedingt einen Nachteil bedeuten: Viele der Banken erlauben es ihren Kunden beispielsweise, die etwa 17.300 Geldautomaten des BankCard Servicenetzes zu verwenden.
Zum Vergleich: Die deutschen Sparkassen stellen über 23.000 Geldautomaten bereit. Kunden der Banken, die zur Cash Group gehören, können auf circa 9.000 Automaten zugreifen, Kunden einer CashPool-Partnerbank auf rund 2.800 Automaten.
Ausschlusskriterien: • Fossile Brennstoffe
• Atomkraft
• Arbeitsrechts- und Menschenrechtsverletzungen (einschließlich Kinderarbeit)
• industrielle Tierhaltung
• Agrar-Gentechnik
• Rüstung
• Glücksspiel
• Suchtmittel (also Alkohol und Tabak)
• Nahrungsmittelspekulationen
• Pornografie
Die EthikBank mit Sitz in Eisenberg bezeichnet sich als „ethisch-ökologische“ Direktbank, legt aber Wert darauf, frei zu sein von „ideologischen, politischen, religiösen oder spirituellen Einflüssen“ und keine Geschäftsbeziehungen zu radikalen Parteien und Vereinigungen zu unterhalten.
Die Kosten für das Online-Girokonto betragen 102 Euro pro Jahr. Im ersten Jahr sind es lediglich 24 Euro. Kostenlos Bargeld abheben können die Kunden an den etwa 17.300 Geldautomaten der deutschen Genossenschaftsbanken.
Bei der Kreditvergabe an Unternehmen und bei Investitionen in Unternehmen benutzt die Bank alle unsere Ausschlusskriterien. Zusätzlich stehen auf der Tabuliste unter anderem solche Unternehmen, die mit Pelzprodukten zu tun haben, mit Tierversuchen für die Herstellung von Kosmetika oder mit der Produktion von gefährlichen Chemikalien und Pestiziden oder die in „eklatante Bestechungs- und Korruptionsfälle“ verwickelt sind. Die Unternehmen müssen sich zudem „aktiv für eine nachhaltige Wirtschaftsweise engagieren“.
Die EthikBank investiert darüber hinaus in Wertpapiere, deren Emissionserlöse in die Finanzierung umweltbezogener oder sozialer Projekte fließen.
Kredite an Privatkunden vergibt die EthikBank unter anderem für soziale und ökologische Projekte sowie für Bauvorhaben, die bestimmte Bedingungen bezüglich der Energieeffizienz erfüllen. | www.ethikbank.de
Die Unternehmenskultur der Evangelischen Bank in Kassel „basiert auf christlichen Werten, die soziales Engagement und solidarisches Handeln [...] selbstverständlich machen“.
Das „Girokonto EB-Online“ kostet 59,40 Euro im Jahr. Um kostenlos Bargeld abzuheben, können die Kunden der Evangelischen Bank die etwa 17.300 Geldautomaten der deutschen Genossenschaftsbanken verwenden, die sich zum BankCard Servicenetz zusammengeschlossen haben.
Bei der Kreditvergabe an Unternehmen und bei Investitionen in Unternehmen berücksichtigt die Evangelische Bank fast alle der von uns verwendeten Ausschlusskriterien. Lediglich bei Kohle und bei Erdöl ist das Institut recht nachsichtig. Als zusätzliche Ausschlusskriterien dienen der Bank unter anderem „sehr schwere“ Korruption, „sehr schweres“ „kontroverses Umweltverhalten“ und Beschäftigung mit Embryonenforschung.
Beim Vergeben von Krediten konzentriert sich die Evangelische Bank auf Projekte aus den Bereichen kirchliche Arbeit, Kinder- und Jugendhilfe, Inklusion, Pflege und Gesundheit sowie erneuerbare Energien.
Darüber hinaus ist die Evangelische Bank an der Crowdfunding-Plattform „Viele schaffen mehr“ beteiligt, die es gemeinnützigen Projekten ermöglicht, Spenden zu sammeln.
Und nicht zuletzt spendet die Bank im Jahr über 500.000 Euro an Projekte, die „einen starken Beitrag zu Menschlichkeit, Achtsamkeit und Solidarität leisten“. | www.eb.de
Die 1980 gegründete Triodos Bank (mit Sitz im niederländischen Zeist) hat die Mission, „mit Geld Gutes in der Welt zu bewirken“. Sie ist in fünf Ländern aktiv. Seit 2009 gibt es auch eine Niederlassung in Deutschland (in Frankfurt am Main).
Die jährlichen Kosten für das Girokonto betragen 120 Euro. Die Bargeldversorgung gestaltet sich ein klein wenig umständlicher als bei den anderen Banken in dieser Übersicht: Mit der Triodos-Bankkarte können Sie in vielen Supermärkten und Drogerien kostenlos beim Einkaufen Bargeld abheben. Allerdings ist dafür ein Einkauf ab 10 Euro erforderlich. Und die Bargeldausgabe ist auf jeweils 200 Euro beschränkt. Zusätzlich können Sie mit der Mastercard-Kreditkarte an den meisten Geldautomaten mit Mastercard-Logo ohne Kosten Bargeld erhalten.
Bei der Kreditvergabe an Unternehmen und bei Investitionen in Unternehmen benutzt die Bank neun unserer zehn Ausschlusskriterien. Lediglich Nahrungsmittelspekulationen stehen nicht auf der Tabuliste. Zusätzlich jedoch finden sich dort Kriterien wie Tierversuche, Gentechnik, Pelzwaren, Exotenleder, umweltgefährdende Stoffe und Korruption.
Bei Krediten konzentriert sich die Triodos Bank auf die Bereiche Umwelt, Kultur und Soziales. Die Bank wählt Unternehmen und Projekte aus, die in diesen Bereichen „wirklichen [...] Mehrwert schaffen“. Generell gibt es keine Kredite für Unternehmen, Institutionen und Projekte, die in nichtnachhaltigen Bereichen tätig sind. | www.triodos.de
Die Pax-Bank in Köln ist eine „christlich-nachhaltige“ Genossenschaftsbank, die „einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten“ möchte.
Die Kosten für das Girokonto „PaxGiro“ liegen bei 86,12 Euro im Jahr. Kostenloses Abheben von Bargeld ist an den etwa 17.300 Automaten des BankCard Servicenetzes möglich.
Bei der Kreditvergabe an Unternehmen und bei Investitionen in Unternehmen verwendet die Bank achteinhalb unserer zehn Ausschlusskriterien: Alkohol und Nahrungsmittelspekulationen stehen nicht auf der Tabuliste. Eine weitere Einschränkung: Erdöl wird nur bei der Kreditvergabe ausgeschlossen.
Zusätzlich finden sich auf der Tabuliste unter anderem kontroverse Geschäftspraktiken sowie Geschäftstätigkeiten, die mit embryonalen Stammzellen, Schwangerschaftsabbrüchen und bestimmten Verhütungsmitteln zu tun haben. Bei der Kreditvergabe kommen als Ausschlussgründe der Abbau von Rohstoffen und Großprojekte zur Wasserkrafterzeugung hinzu.
Durch Kredite fördert die Pax-Bank Unternehmen der Wirtschaftsbereiche Kirche, Caritas und Wohlfahrt, Gesundheits- und Sozialwesen, Bildung und Jugend, Umwelt- und Klimaschutz sowie Wohnen und Immobilien.
Darüber hinaus betreibt die Pax-Bank ein Spendenportal und ist an der Crowdfunding-Plattform „Viele schaffen mehr“ beteiligt, die es gemeinnützigen Projekten erleichtert, Spenden zu sammeln. | www.pax-bank.de
Die GLS Bank in Bochum hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachhaltige Unternehmen zu finanzieren, „statt an Finanzmärkten zu spekulieren“ – mit dem Ziel, „neue sozial-ökologische Angebote in unserer Gesellschaft entstehen“ zu lassen. Die Genossenschaftsbank wurde zwar im Jahr 1974 von einer Gruppe Anthroposophen gegründet, versteht sich jedoch nicht als anthroposophische Bank und distanziert sich auch ausdrücklich von rassistischen Aussagen des Anthroposophiebegründers Rudolf Steiner.
Die jährlichen Kosten für das Girokonto liegen bei 90,60 Euro. Kostenfrei Bargeld abheben können die Kunden an den etwa 17.300 Geldautomaten des BankCard ServiceNetzes.
Bei der Kreditvergabe an Unternehmen und bei Investitionen in Unternehmen konzentriert sich die Bank auf die Geschäftsfelder erneuerbare Energien, Ernährung, Land- und Forstwirtschaft, Wohnen, Bildung und Kultur, Soziales und Gesundheit, Finanzdienstleistungen, Mikrofinanzierung, Mobilität und nachhaltige Wirtschaft.
Die Ausschlusskriterien entsprechen nur zu 65 Prozent unseren Kriterien: Bei den fossilen Brennstoffen stört sich die Bank lediglich an Kohle, nicht jedoch an Öl. Vergeblich sucht man auf der Ausschlussliste Glücksspiel, Pornographie und Nahrungsmittelspekulationen. Zusätzlich vorhanden sind jedoch Embryonenforschung, Biozide und Pestizide, chlororganische Massenprodukte sowie kontroverses Umweltverhalten und kontroverse Wirtschaftspraktiken. | www.gls.de
Das Umweltcenter Raiffeisenbank Gunskirchen richtet sich an österreichische Kunden, denen es wichtig ist, „Geld nicht nur gewinnbringend, sondern ethisch, sozial und ökologisch anzulegen“.
Die Kosten für das Girokonto „Umwelt-Privatkonto“ belaufen sich auf 126,77 Euro jährlich (inklusive einer Mastercard-Debitkarte statt einer Kreditkarte). Kostenloses Abheben von Bargeld ist bei diesem Konto nicht vorgesehen: An Raiffeisen-Geldautomaten kostet eine Abhebung 0,47 Euro, an Automaten anderer Anbieter 0,53 Euro.
Das Umweltcenter verwendet Anlagegelder ausschließlich für Finanzierungen und Investitionen, die „in engem Zusammenhang“ stehen mit ökologischem Bauen, Solarnutzung und anderen erneuerbaren Energien, biologischer Land- und Forstwirtschaft, Ernährung unter Achtung des Tierwohls, Recycling und umweltfreundlicher Abfallwirtschaft, Klimaschutz und Verringerung von Umweltbelastung, Energieeffizienz in Betrieben, nachhaltiger Wirtschaftsweise und sozialer Wirtschaftsweise.
Das Umweltcenter Raiffeisenbank Gunskirchen benutzt zur Überprüfung der Nachhaltigkeit sechs der zehn von uns herangezogenen Ausschlusskriterien: Glücksspiel, Suchtmittel, Pornographie und Nahrungsmittelspekulationen stehen nicht auf der Ausschlussliste der Bank. Zusätzlich aber befinden sich auf dieser Liste Beschäftigungen mit Gentechnik allgemein sowie mit kontroversen Wirtschafts- und Umweltpraktiken. | www.umweltcenter.at
Comments