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  • AutorenbildChristoph Lumetzberger

Ist die Welt noch zu retten?

Dass wir global gesehen auf eine ökologische Katastrophe zusteuern, darüber sind sich fast alle Experten einig. Die Erderwärmung im Vergleich mit dem vorindustriellen Durchschnitt betrug im Jahr 2021 rund 1,2 Grad Celsius und die Tendenz zeigt in jedem Prognosemodell nur in eine Richtung, nämlich nach oben.


Die Problematik an sich ist bereits seit Jahrzehnten bekannt und auch ein immer wiederkehrendes Thema bei Klimakonferenzen, diversen Sitzungen der Vereinten Nationen oder der Europäischen Union. Jüngste Bemühungen zur Reduktion der Erderwärmung wurden im Übereinkommen von Paris im Dezember 2015 in der französischen Hauptstadt konkretisiert. Im Zuge der Konvention wurde von den teilnehmenden Ländern das Ziel ausgegeben, den globalen Temperaturanstieg auf möglichst 1,5 Grad zu beschränken. Vor Beginn dieser Verhandlungen haben 187 Staaten nationale Klimaaktionspläne und CO2-Reduktionsziele bei den UN eingereicht. Aus diesen ging hervor, dass die zum damaligen Zeitpunkt geplanten Maßnahmen die Erderwärmung auf etwa 3,2 Grad Celsius treiben würden – mit verheerenden Folgen für einen großen Teil der Bevölkerung, vor allem in Entwicklungsländern und Staaten, die niedrig gelegen sind.


Die Dreckschleudern


Diese Länder haben den größten, prozentuellen Anteil an der globalen Gesamtemission. | Quelle: BP

​China

30,7 %

USA

13,8 %

EU-27

7,9 %

Indien

7,1 %

Russland

4,6 %

Japan

3,2 %

Südkorea

1,8 %

Saudi-Arabien

1,8 %

Kanada

​1,6 %

Brasilien

1,3 %

Australien

1,2 %

Großbrittanien

1,0 %

VAE

0,8 %


Die Uhr tickt


Das 1,5-Grad-Ziel wird inzwischen zwar von vielen Fachleuten als utopisch angesehen, muss aber weiterhin unbedingt angepeilt werden. Denn laut einem vom Weltklimarat IPCC veröffentlichten Bericht aus dem vergangenen August schreite die Erderwärmung noch schneller voran, als ursprünglich angenommen. Und selbst wenn die 1,5 Grad nicht geschafft werden können, so sollten wir zumindest die 2-Grad-Marke nicht überschreiten.


Bereits jetzt wird vermehrt auf die Förderung der Klimaresistenz gesetzt, die auch Teil des Übereinkommens von Paris darstellt. Es werden sich in den nächsten Jahren die klimatischen Bedingungen immer mehr verändern und diverse Anpassungen werden nötig. So muss sich etwa die Landwirtschaft mittelfristig darauf einstellen, dass sich die Klimazonen immer weiter gen Norden verschieben und wir aus der gemäßigten Zone, in der wir uns aktuell noch befinden, immer deutlicher in die subtropische Zone abrutschen werden. Bereits jetzt haben wir in unseren Breitengraden vermehrt mit Wetterphänomenen wie Starkregen, Hagelschauer und Stürmen zu kämpfen, diese Entwicklung wird so auch weitergehen und die Extreme werden noch häufiger auftreten. So müssen Wasserrückhaltesysteme von Flüssen noch stärker dafür sorgen, dass dicht besiedelte Gebiete nicht von über die Ufer getretenen Flüssen überschwemmt werden, Transformatoren dürfen bei hohen Temperaturen nicht ausfallen und die Energieversorgung muss während sommerlicher Hitzeperioden und niedrigen Wasserständen von Kühlwasser führenden Flüssen sichergestellt sein. Und mittelfristig müssen wir auch über globale Maßnahmen nachdenken, wie wir den rasanten Anstieg des Meeresspiegels abfangen können, ohne dass daraus eine humanitäre Katastrophe mit unbewohnbaren Gebieten für zig Millionen Menschen wird.


Zerstörung und Fassungslosigkeit: Meteorologische Extremereignisse, wie sie etwa im vergangenen Sommer den Westen Deutschlands (im Bild: Bad Münstereifel) heimgesucht haben, könnten künftig in einer bedrückenden Regelmäßigkeit auftreten

Politisches Kalkül


UNO-Generalsekretär António Guterres beurteilte die vom Weltklimarat attestierte, rasant voranschreitende Erderwärmung als „Alarmstufe Rot für die Menschheit“. Bei der Weltklimakonferenz COP 26 im November 2021, drei Monate nach der Veröffentlichung des Berichts, war von dieser Endzeitstimmung nicht mehr viel übrig geblieben und die Staatengemeinschaft konnte sich nach zähen Verhandlungen nur zu wenig umfangreichen Anpassungen ihrer Klimaschutzstrategien durchringen. Nach Einschätzung zahlreicher Experten sind diese zudem nicht „annähernd genug“, um die angepeilten Klimaziele zu erreichen. Politisches Kalkül und Taktieren standen über dem klimatischen Notfall.


Dabei ist es nicht nur Prognosen betreffend höchste Eisenbahn. Bereits jetzt sind in der Arktis drei Viertel des Meereisvolumens im Sommer abgeschmolzen. Bis ins Jahr 2050 könnte das Nordpolarmeer in zumindest einzelnen Jahren vollständig eisfrei sein. Der Weltklimarat nennt in einem Bericht zwei alarmierende Entwicklungen, auf die wir zusteuern, wenn wir die Trendumkehr nicht schaffen, sondern der CO2-Ausstoß, wie es in den letzten Jahrzehnten durchgehend passierte, auch künftig exponentiell steigt. Dann könnte der Meeresspiegel bis ins Jahr 2100 um bis zu zwei Meter anwachsen, je nachdem, wie stark die Schmelze in der Antarktis weiter voranschreitet. Außerdem wird mit einem Zusammenbruch der atlantischen Umwälzströmung gerechnet, die kaltes und warmes Wasser im Atlantik verteilt und die für Milliarden Menschen den Monsunregen in Afrika und Asien beeinflusst. Kollabiert dieses System, hat dies auch Auswirkungen auf den Golfstrom und letztendlich auch für Europa.


Dem Untergang geweiht: Steigt der Meeresspiegel nur um wenige Meter an, wären ganze Küstenregionen, wie hier an der Nordseeküste, von einer großflächigen und permanenten Überflutung betroffen

Aber selbst falls es gelingen sollte, bis ins Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen, sprich wir nur maximal soviel Treibhausgas ausstoßen als der Planet aufnehmen und umwandeln kann, ist gegen Ende des Jahrhunderts mit einem Anstieg des Meeresspiegels um bis zu 60 Zentimeter im Vergleich zur Gegenwart zu rechnen.


Die Methanbombe


Um die unangenehme Wahrheit auf den Tisch zu bringen: Es dürfte nicht fünf vor, sondern eher fünf nach zwölf sein, was den Klimawandel anbelangt. Um das zu erkennen braucht man keinen Studienabschluss in Meteorologie oder Geodynamik. Dazu reicht ein Blick auf die Wetteraufzeichnungen, die es in Deutschland seit 1951 gibt. Die drei heißesten Sommer fanden allesamt nach der Jahrtausendwende statt. 2003, 2018 und 2019 sind es in der Bundesrepublik, in Österreich und der Schweiz ist 2015 statt 2018 in den fragwürdigen Top drei.


Und das nächste Unheil wartet schon am Horizont. Im vergangenen Jahr sind die Methanemissionen so stark angestiegen wie noch niemals zuvor. Der genaue Grund dafür ist unklar. Es kann entweder sein, dass bei der Gewinnung fossiler Energieträger viel Methan frei wird, aber auch, dass das Gas aus dem auftauenden Permafrost austritt. Ist Zweiteres der Grund, dann ist es vermutlich nicht nur fünf nach zwölf, sondern noch später.


Besagte Permafrostgebiete sind für viele Experten die große Unbekannte, was das Fortschreiten des Klimawandels anbelangt. Denn tauen diese Böden, die oft Jahrtausende lang durchgehend gefroren waren, im Zuge des Temperaturanstiegs in großer Dimension auf, werden Unmengen an Methan freigesetzt. Und dieses gilt als wahre Treibhausgas-Bombe, die Auswirkungen auf den Klimawandel werden mit etwa dem Faktor 1:25 im Vergleich zu Kohlendioxid beziffert.


Vereinfacht dargestellt sind diese Permafrostböden riesengroße Kühltruhen im Erdreich. Darin sind Überreste von Tieren und Pflanzen seit Jahrtausenden konserviert, da der Boden gefroren ist und damit nichts nach draußen dringen kann. Steigen jedoch im Untergrund die Temperaturen, taut das organische Material im Boden auf und es wird durch Mikroorganismen zersetzt. So wird Kohlendioxid und eben auch Methan freigesetzt und der Treibhauseffekt wird noch verstärkt.


Die größten Klimaschützer


Skandinavisches Triple: Laut dem CCPI-Index sind es vor allem die skandinavischen Länder Dänemark, Schweden und Norwegen, die den Berechnungen zufolge am meisten gegen den Klimawandel unternehmen.

1. x

2. x

3. x

4. Dänemark

76,67

5. Schweden

74,22

6. Norwegen

73,29

7. Großbritannien

73,09

8. Marokko

71,60

9. Chile

69,51

10. Indien

69,20

11. Litauen

64,89

12. Malta

64,18

13. Deutschland

63,53

14. Finnland

62,41

15. Schweiz

61,70

16. Portugal

61,11

17. Frankreich

61,01

18. Luxemburg

60,80

19. Niederlande

60,44

20. Ukraine

60,40

21. Ägypten

59,74

​22. EU-27

59,21

23. Philippinen

58,98

24. Griechenland

58,22

25. Kolumbien

57,87


Falls Sie sich gefragt haben, warum die Top drei frei geblieben sind, wird dies seitens CCPI damit erklärt, dass kein Land in allen Kategorien so gut abschneidet, um eine sehr gute Bewertung zu erreichen.


Nicht morgen, heute!


Wie unschwer zu erkennen ist: Es muss gehandelt werden! Klarerweise von der Industrie, den großen Unternehmen, den Energieversorgern, den westlichen Staaten, die Liste könnten wir ewig verlängern.


All diese Dinge, die sich messbar günstig auf den Klimawandel auswirken können, sind die eine Sache. Aber jeder von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, kann selbst etwas tun. Und gar nicht wenig. Sie können etwa nur in den Räumen das Licht brennen lassen, wo Sie sich tatsächlich aufhalten. Sie können kürzere Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt mit dem PKW zurücklegen. Und für weitere Distanzen auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen, anstatt sich in der Rush Hour im Auto durch die City zu quälen.


Auch diese Liste lässt sich beliebig verlängern, aber Sie bewirkt definitiv auch etwas. Vielleicht noch nicht im großen, messbaren Bereich, aber sehr wohl bei Ihnen und Ihren Liebsten. Seien Sie ein Vorbild, seien Sie erfinderisch, sehen Sie das Einsparen von Emissionen als Spiel und gehen Sie mit gutem Beispiel voran, wenn der Nachbar wieder vom Spritfresser-SUV schwärmt oder sich für den Kurzstreckenflug im Inland begeistert. Und denken Sie dabei vielleicht auch an Ihre Kinder oder Enkelkinder. Denn die sollen später keinesfalls einmal unsere Zeche zahlen müssen. Eine Zeche mit einem sehr hohen Preis.





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