Sich mit nachhaltigen Möbeln einzurichten, implementiert ein angenehmes Wohngefühl und Raumklima. Immer mehr Hersteller denken um oder waren immer schon ökologisch unterwegs.
Ein nachhaltiges Möbel ist ästhetisch und funktional zugleich. Es vermittelt Beständigkeit und schafft eine emotionale Verbindung.“ Diesem Zitat von Innenarchitekt und Designer Johannes Haberl wollen wir im Rahmen dieser Story gerne folgen. Mit seiner Möbellinie „Essentials“ zeigt er, dass ein Möbel-Grundausstattungsquartett aus vier Teilen – bestehend aus Bett, Nachtkästchen, Schrank und Sideboard aus Holz – durchaus ausreichend ist, unabhängig davon, wo und wie man wohnt. „Die eingesetzten Materialien, die Fertigungsqualität sowie die Oberflächenbehandlung stehen bei nachhaltigen Möbeln ganz klar im Vordergrund“, so Haberl. Urbane Nomaden ebenso wie qualitätsbewusste Individualisten finden Geschmack an „Essentials“, denn die Möbel können schnell auf- und abgebaut und einfach transportiert werden. Dank der geölten Oberfläche lassen sich kleinere Schäden einfach ausbessern und die Möbel entwickeln so über die Jahre im Sinne der Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit ihren einzigartigen Charakter.
Die filigrane Form von Johannes Habers „Essentials“-Linie erfordert ein starkes Holz – Eiche. Sie ist in unseren Breiten neben Esche das härteste und langlebigste Holz.
Slow Living
Ein Hersteller, der Nachhaltigkeit und ausgeklügelte Technik miteinander verbindet, ist das österreichische Unternehmen ADA. Siegelunterstützte Entschleunigung, insgesamt neun sind es an der Zahl wie z. B. das Austria Gütezeichen, das Goldene M, der DGM Klimapakt und das Öko-Tex-Zertifikat, und umweltschonende Schritte werden schon seit langem gesetzt, wie ADA-Nachhaltigkeitsberaterin, Michaela Schreibmeier, zu erzählen weiß: „Im Jahr 2022 durfte ich ein professionelles CO2-Management aufbauen und wir haben bis in die Stücklisten reingerechnet. Wir wissen beispielsweise, dass ein Boxspringbett der Firma ADA gleich viel CO2 emittiert wie ein Kühlschrank pro Jahr. Bei einem Bett ist dies aber nur einmal der Fall, während der Kühlschrank diesen Verbrauch jedes Jahr aufweist. Wir kaufen auch seit vielen Jahren 100% Ökostrom ein und heizen an unserem Standort im steirischen Anger nicht fossil. Wir wissen, dass wir in 31 Abfallklassen Müll hinterlassen und haben uns früh entschieden, in der Produktion von lösemittelhaltigen Klebern, Lacken und Ölen zu wasserbasierten Produkten zu wechseln. Unsere ‚High Runner‘ beim Abfall sind Schaumstoffe, Daunen, Papier und Plastik. Jedoch lassen sich hier bereits 61% der Abfälle recyclen. Weitere 33% werden einer thermischen Nutzung zugeführt.
„Reuse“, also die Wiederverwendung beispielsweise vom Schaumstoffrandbeschnitt, ist bei ADA schon seit langer Zeit gelebte Praxis.
Nun geht es darum, die letzten 6% Richtung Zero-Waste zu erarbeiten.“ Auf die Frage nach zukünftigen Nachhaltigkeitszielen weiß die Expertin ebenfalls schon eine Antwort: „Ab dem Geschäftsjahr 2024 gibt es eine Berichtsplicht für große Unternehmen. Darauf bereiten wir uns vor. Alle weiteren Aktivitäten laufen unter dem Motto ‚Respect the Next!‘. Hier geht es z. B. um Photovoltaik, klimaneutralen Einkauf oder das Verwenden von Mono-Materialien in unseren Möbeln.“
Langlebige Oberflächen
Speziell bei Küchen bewährt es sich auf Qualität zu setzen, da dieser Raum am seltensten komplett erneuert wird. Das spanische Familienunternehmen Cosentino hat hier mit Silestone eine widerstandsfähige und einfach zu pflegende Mineraloberfläche aus Quarz und Recycling-Materialien zu bieten – und auch produziert wird mit 99% recyceltem Wasser und 100% erneuerbarer elektrischer Energie sowie wiederverwendeten Rohstoffen. Die neueste Kollektion „Silestone Urban Crush“ hat intensive von Kalk- und Sandstein inspirierte Farben, die den trendigen Industrial Look perfekt unterstreichen. Die Rezeptur nutzt neben natürlichen Mineralien mindestens 20% wiederverwertete Rohstoffe wie Glas, der Anteil kristalliner Kieselsäure liegt unter 40%.
100% recyceltes Holz
Das deutsch-französische Familienunternehmen „Schmidt Küchen und Wohnwelten“ feiert eine besondere Premiere: Die Küche „Origin Twist“ besteht zu 100% aus recyceltem Holz. Das verwendete Holz für den Bau von Korpus, Front und der Arbeitsplatte in der Stärke von 20 Millimetern war entweder bereits in Gebrauch oder stammt aus Rückständen. Es setzt sich z. B. aus Holzresten, Verschnitt aus Sägewerken, Wiederverwendung von Altmobiliar, Bau- und Abbauholz oder aus Holz von Verschalungen und Verpackungen zusammen – bei gewohnter Qualität und Widerstandsfähigkeit. „Wenn man Abfall als Ressource sieht, kann er Kreativität hervorbringen und Innovationen forcieren. Mit der Entwicklung dieser aus komplett recyceltem Holz bestehenden Produktreihe und robuster Möbel mit sehr natürlichem Design untermauern wir unser Engagement für die Öko-Verträglichkeit“, erklärt Jean-Michel Jaeglé, der Produktmanager von Europas fünftgrößtem Küchenhersteller. Unterbrochen wird das natürliche Design in hellen Tönen von schwarzen Metallelementen.
Ein einzigartiger Textilgewebe-Effekt auf dem Korpus sorgt bei der zu 100% aus recyceltem Holz bestehenden Küche „Origin Twist“ von Schmidt Küchen und Wohnwelten für starken Charakter und ein angenehmes haptisches Erlebnis.
Italienische Handwerkskunst
Ebenfalls dem Green Design hat sich das Interior-Label Natuzzi Italia verschrieben. Seit sechs Jahrzehnten ist der Familienbetrieb für hochqualitative Luxus- und Designmöbeln bekannt. Bereits 2003 wurde ein ISO14001-zertifiziertes Umweltmanagementsystem eingeführt. Im Dezember 2010 installierte die Natuzzi-Gruppe 21.000 Photovoltaik-Module auf den Dächern der Produktionsstätten und Vertriebsbüros in Santeramo in Colle (Bari), Matera und Laterza (Taranto). Seit 2016 garantiert die international anerkannte FSC-Zertifizierung die Verarbeitung von Holz aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern, sowie die Verwendung rückverfolgbarer Rohstoffe.
Natuzzi Italia wurde 1959 in Apulien gegründet und bis heute produziert das mehrfach nachhaltigkeitszertifizierte Unternehmen seine Produkte großteils im süditalienischen Santeramo in Colle (Region Bari).
Ausgehend von Sofas und Sesseln wurden die FSC-Standards 2021 auch auf die Herstellung von Möbeln, Wohnaccessoires, Textilfasern, Matratzen und Schaumstoffkissen ausgeweitet. In Anlehnung an die apulische Identität der Marke Natuzzi wurde mit „ByBorre“ ein exklusiver 3D-Strickstoff aus feinster Wolle und recyceltem PES entworfen, der für viele Kollektionen erhältlich ist. „Climalight“ wiederum ist ein technologisch konzipiertes, aus natürlichen Fasern hergestelltes Textilprodukt. Mit der Kollektion „The Circle of Harmony – Second Life“ des italienischen Designers Marcantonnio und des niederländischen Studios Marcel Wanders entstanden neue Materialdesigns: die Bezüge „Gaia“ (eine vegane Faser aus Mais, die die Textur von Leder reproduziert) und „Origami“ (eine Papierfaser, die mit nylonbeflockter Chenille kombiniert wird).
Regional produziert seit Anfang der 1980er-Jahre
TEAM 7 designt konsequent Produkte mit hoher funktioneller und ästhetischer
Lebenserwartung, die jederzeit wieder in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können. Der Premiumhersteller aus Oberösterreich verfolgt diesen Ansatz bereits seit Jahrzehnten. Verwendet werden vorwiegend Laubholzarten wie Buche, Eiche, Erle, Kirschbaum und Nussbaum sowie Zirbe für einige Schlafzimmermöbel. Gefertigt wird streng nach Auftragslage, um Verschwendung zu vermeiden. Der unternehmenseigene Wald in unmittelbarer Nähe zu den Produktionsstandorten verfügt über eine Gesamtfläche von 77 Hektar und wird nach strengen Nachhaltigkeitskriterien bewirtschaftet: Dabei wird stets darauf geachtet, dass mehr Bäume nachwachsen, als geerntet werden. TEAM 7 kooperiert darüber hinaus nur mit Lieferanten, die ebenfalls eine solche ökologisch verträgliche Praxis pflegen. Ebenfalls eingesetzte Materialien wie Leder, Glas, Metall und Keramik werden nur als sortenreine Rohstoffe, die sich wieder in den Kreislauf der Natur einspeisen lassen, verwendet.
Um lange Transportwege zu vermeiden und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, erfolgt die komplette Fertigung von TEAM 7 in den eigenen Werken in Oberösterreich.
Zeitgenössisches Patchwork
Paola Lenti gewinnt die Reste aus der Verarbeitung von Stoffen und Materialien zurück und gibt ihnen neues Leben durch die Kollektion „Mottainai“. So werden neue Sitzmöbel bezogen oder ikonische Stücke ihrer Kollektionen gemäß den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft neu interpretiert. Die Polsterung besteht aus verschiedenen farbigen Elementen, die durch Wiederverwerten und Zusammennähen von Produktionsresten gewonnen werden. Der Polsterbezug ist abnehmbar und wird von Hand aus Outdoor-Schlauchstrick gewebt, der mit Polyesterfasern gepolstert ist. Jedes Teil ist ein Unikat.
Die Kollektion „Mottainai“ von Paola Lenti entsteht aus der Wiederverwertung und dem Zusammenfügen von Produktionsresten. Daraus entstehen bunte, kreislaufwirtschaftkonforme Unikate.
Preisgekröntes Kinderbett
Das mitwachsende PAIDI Babybett „Felie“ im filigranen Retro-Look wurde mit dem German Design Award in Gold prämiert. Unter Chefdesigner Bruno Agostino hat das Team ein filigranes Bett aus massiver Buche entwickelt. Es besticht vor allem durch seine leichte Optik und bringt den Retro-Trend ins Kinderzimmer. Der innovative und patentierte „Schlupfsprossenmechanismus“ macht es funktional und sicher zugleich. Das Bett strahlt in modernem Kreideweiß und das Kind liegt sicher – umgeben von hellen, schmalen Stäben, die viel Licht und Luft durchlassen. Der Lattenrost ist dreifach in der Höhe verstellbar.
Das nachhaltige und mitwachsende Gitterbett „Felie“ von PAIDI lässt sich später in ein Juniorbett oder ein Kindersofa umbauen, was es neben dem zeitlosen Design besonders langlebig macht.
Modulare Upcyccling-Möbelserie
Auch das Wiener Designlabel „Studiolo“ widmet sich Lattenrosten – allerdings ausrangierten, die zu multifunktionalen Designobjekten umgebaut werden. Den Beginn machte der „snorre“-Pflanzenständer mit patentiertem Zugmechanismus. Nun folgen weitere Entwürfe von Maximilian Klammer und Thomas Maurer, die in Zusammenarbeit mit sozialen Organisationen entstehen. „Uns ist Modularität wichtig. Egal ob Pflanze, Tischplatte oder Sektkühler: Alle ‚snorre‘ sind mit verschiedenen Einsätzen kombinierbar”, so Maurer. Die Tischplatten in drei verschiedenen Größenkönnen zum Couchtisch, Abstelltisch oder Stehtisch umfunktioniert werden. Im nordisch inspirierten Design der Marke werden diese in Zusammenarbeit mit trastic aus recyceltem Plastik oder Holzfaserplatten der Firma Valchromat produziert. Weiters finden sich textile Übertöpfe aus ausgemusterten Segeln von Segelvereinen dem veganen Leder „Snap Pap“ im Online-Shop.
Der Pflanzenständer „snorre“ aus ausrangierten Lattenrosten steht für multifunktionales Design im nordisch inspirierten Stil und fußt auf einer sozial und ökologisch durchdachten Lieferkette. Neu in der Kollektion sind u. a. Tischplatten.
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